Über den „jagdfreien“ Kanton Genf

Der Kanton Genf (Genf zweitgrößte Stadt der Schweiz) hat eine Fläche von 282,44 km² und ca. 500.000 Einwohner. Dies entspricht 1715 Einwohner pro km² . Deutschland hat mehr als 7 x weniger und kommt nur auf 230 Einwohner pro km². 1,5% der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt. Diese gerade mal 12000 ha werden von 300 Landwirten bewirtschaftet. Der Kanton Genf besitzt zusammengerechnet gerade mal eine Fläche von 3000 ha Wald.

Zahlen                                                 Genf                                    Deutschland

Fläche                                                 282,44 km²                          357.376 km²
Einwohner                                           ca. 500000                            ca. 81 Mio
Einwohner pro km²                              1715                                     230
landwirtschaftlich genutzte Fläche         12000 ha                              16,78 Mio ha (47 %)
Forstwirtschaftlich genutzte Fläche        3000 ha                                11,42 Mio ha (32,7%)

(1km² = 100 ha)

Quelle: https://mediathek.fnr.de/media/catalog/product/cache/1/image/4cbc0c59c34dba40a38f91baddb77101/a/b/abb_696_2015_1008.jpg

1974 entschieden 10% der Bewohner des Kantons den Wechsel zur Staatsjagd.

Bis dahin brachten die Erlöse aus der Jagdverpachtung umgerechnet ca. 262.000 Euro ein.

Die Regulation der Wildbestände wird nun von 11-15 Wildhütern durchgeführt, die Lohnkosten von jährlich 1,08 – 1,47 Mio. Euro verursachen. In den Jahren 2000-2010 kam es zu Wildschäden in Höhe von ca. 2,857 Mio Euro. Dies entspricht bei 12000 ha landwirtschaftlicher Fläche einem jährlichen Schaden von ca. 2380 Euro auf 1 km², bzw. 100 ha. Eine Summe, die von keinem normalen Jäger zu tragen wäre.

Schwarzwildstrecke Spezialabschuss Kanton Genf 1974-2014

Bis ins Jahr 2013 wurden laut Eidgenössischer Jagdstatistik und meinen Aufzeichnungen 21285 Abschüsse gemeldet. Der Großteil entfällt hierbei auf Rabenkrähen und Wildschweine. Gerade die Wildschweine, die mit Nachtsichtgeräten und Schalldämpfern erlegt werden, verursachen einen immensen Schaden, der sich z.B. 2001 umgerechnet auf 591.000 Euro belief. Mittlerweile werden Lockfütterungen angelegt, die mit Funkwildkameras überwacht werden. Betreten Wildschweine diese Lockfütterung, so wird der Wildhüter umgehend per Telefon informiert, um dort hin zu fahren um ein Wildschwein zu erschießen. Während vor 1974 maximal 10 Wildschweine pro Jahr erlegt wurden, so waren es 2010 fast 500.

Auf Grund der immer größeren Schäden im Wald, angesichts 12-15 Rehen pro 100 ha Wald (jeder deutsche Förster würde kurz vorm Herzanfall stehen), denkt man mittlerweile auch über die Reduzierung von Reh und Hirsch nach.

Bis 1950 wurde der sehr wenige Wald sehr intensiv als Niederwald zur Brennholzgewinnung genutzt (kein Hochwald) Seither bemüht man sich die Eichenwälder zu erneuern. Des weiteren wurden in den letzten Jahren in den Wäldern 42 Naturschutzreservate mit zusammen 465 ha (15,5% der Waldfläche) angelegt. Die Tierwelt hat hiervon verständlicher Weise profitiert.

Anfang der 1980er Jahre gab es im Kanton Genf etwa 400 Rebhühner, 2006 gab es nur noch rund 32 Brutpaare. Zwischen 2008 und 2012 wurden dann insgesamt 3.300 Rebhühner ausgesetzt und die Lebensräume aufwendig verbessert. Das ernüchternde Ergebnis: weniger als 100 Rebhühner lebten 2014 noch. Angesichts 1,25 Füchsen pro 100 ha, die 2015 alleine durch Straßenverkehr und Co. getötet wurden, ist dies sicher nachzuvollziehen.

Es dürfen gerne Fakten nachgeliefert werden.

von Dirk Wullbrandt

Quelle: http://www.wild.uzh.ch/jagdst/index.php

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T Jagd

Naja sehr ambivalente Darstellung. Das Rebhuhn (und anderes Niederwild) braucht andere Lebensräume. Frei von Giften. Klar spielt eine Jagd von Füchsen eine entscheidende Rolle. Aber auch der Anstieg von Rehwild in dieser Region ist dramatisch. Von den Wildschweinen ganz zu schweigen. Grundsätzlich gilt aber, dass wir Jäger Arbeit machen die der Natur zu Gute kommt, dafür noch zahlen, dafür von einem Teil verbündeter gehasst werden und uns rechtfertigen müssen.

Wolfgang

Genau solche Zahlen und Fakten sind für PETA, NABU und alle anderen Tierrechtler falsch, denn die Natur regelt sich ja von alleine!

Helmut

logisch, wenn alles aufgefressen ist kommt das grosse hungern. schau doch mal nach oostvaardsplassen, der grössten staatlich geförderten Tierqualanstalt die ich kenne