Unter einer dünnen Glasur, genannt Zivilisation, steckt immer noch das Erbe der urzeitlichen Jäger in uns allen. Viele Menschen wollen das nicht wahrhaben und nehmen dieses Erbe nicht an. Andere sind Jäger, waren Jäger und werden immer Jäger sein.
Jäger an der Börse. Der Broker gibt seinem Jagdtrieb auf immer schnellere und besser Geschäfte nach.
Jägerin auf Schnäppchen. Die Frau, die sich im Sommerschlussverkauf mit anderen Frauen wilde Schlachten um die günstigsten Angebote liefert.
Jäger auf der Autobahn. Der Mann, der auf der Autobahn halsbrecherische Fahrmanöver unternimmt, um andere zu überholen und zu „besiegen“.
Jäger im Sport. Immer, wenn es um Sieg oder Niederlage geht, kommt der Jagdtrieb, der Hetztrieb, durch.
Der Urtrieb Beute zu machen – in welcher Form auch immer – ist noch sehr lebendig. Der Wille, zu jagen, zu gewinnen, ein anderes Lebewesen zu besiegen, steckt in jedem von uns. Heute hat, im Gegensatz zu früher, „die Jagd“ viele Facetten, hauptsächlich geprägt vom modernen Leben und der Zivilisation.
So ist es auch bei unseren Jagdgegnern. Sie geben diesem ererbten, inneren Drang nach, jeden Jäger „besiegen“ zu wollen, durch zerstören von Reviereinrichtungen, oder mit martialischen Aussagen wie: „Wir machen jetzt die Jäger zum Gejagten“ oder „Nur ein toter Jäger ist ein guter Jäger“. Vermummte Einbrecher, die als selbstlose Retter in Zuchtgehegen oder bei Landwirten Tiere stehlen, um sie von Ausbeutung und Schlachtung zu befreien, geben ebenfalls ihrem Jagdtrieb nach. Sie machen „Beute“ und wollen einen ideologischen Feind besiegen.
Früher gab es andere, überlebenswichtige Gründe für die Jagd: Fleisch zu beschaffen um die Familie zu ernähren, Vorräte anzulegen, Ernten und auch sich selber zu schützen vor Raubtieren und anderen aggressiven Tieren. Die Jagd ermöglichte unsere Vorfahren in der letzten Eiszeit ein Überleben in unwirtlichen Regionen. Jede Beute wurde komplett verwertet. Fell und Leder für Kleidung, Fleisch und Fett für die Ernährung, Knochen als Werkzeuge, Waffen und Schmuck, Sehnen zum Binden und Nähen. Magen, Blase und Darm wurden als Vorratsbehälter genutzt. Die Jagd war lebensgefährlich, aber auch lebenswichtig und Jäger waren neben den Schamanen die anerkanntesten Mitglieder einer Sippe oder Gemeinschaft.
Gejagt wurde in der Gruppe, Tiere über steile Klippen gescheucht, Fallgruben kamen zum Einsatz, in gebirgigen Gegenden wurden Sackgassen am Talende zu Todesfallen für ganze Herden. Die Jäger nutzten Keulen, Stoß- und Wurfspeere mit Stein- oder Knochenspitzen, Schleudern, Bolas, später Pfeil und Bogen, Speerschleudern, Wurfhölzer wie Bumerangs, oder Schlingen und Fangnetze. Die Waffen waren vielfältig, ebenso die Jagdmethoden und beides wurde, wie vieles andere auch, in den Jahrtausenden weiter entwickelt.
Vermutlich war die Jagd in der frühen Menschheitsgeschichte frei, Jäger konnten gehen, soweit sie die Beine trugen und jagen was sie fanden. Zu dieser Zeit wurden auch die Vorfahren unserer modernen Hunde domestiziert und man kann sicher davon ausgehen, dass Hunde auch damals schon als Jagdhelfer eingesetzt wurden.
Das Leben änderte sich langsam. Die ersten Menschen wurden sesshaft. Ackerbau wurde neben der Jagd ein wichtiger Faktor für das Überleben. Die Jäger sorgten dafür, dass Ernten nicht zerstört wurden und dass wilde Tiere nicht die Bauern bei der Arbeit bedrohten.
Geändert hat sich das – geschichtlich dokumentiert – erst ca. um das Jahr 800 n.Chr. Den Bauern wurde fortan nur noch eine Schadensabwehr auf Füchse, Wölfe und Schwarzwild vom König genehmigt. Alles andere Wild gehörte dem König und dem Adel. Das gemeine Volk wurde von der Jagd ausgeschlossen.
Zu dieser Zeit verdrängte die Armbrust den Speer. Die Bogenjagd hielt Einzug , die Lappjagd wurde erfunden, Hetzjagden zu Pferd und mit Hunden wurden modern. Es begann die große Blüte der Beizjagd mit Falken und anderen Greifen. Um das Jahr 1200 wurden bereits neun rein gezüchtete Jagdhunderassen beschrieben.
Im späten Mittelalter entstanden in Deutschland die ersten Reviere in Schwaben, Franken und im Schwarzwald, in denen unbescholtene Bürger und Bauern die „freie Pürsch“ ausüben durften. Da dies teilweise zu jagdlichen Metzeleien und Auswüchsen bis hin zu regionalem Ausrotten jeglichen Wilds führte, war mit der freien Pürsch zu Beginn des 18. Jahrhunderts jedoch wieder Schluss und das Jagdrecht lag überwiegend wieder nur bei Adel und Klerus.
Ab Mitte des 16. Jahrhunderts trat bei der Jagd die Feuerwaffe ihren Siegeszug an und im Verlauf des 17. Jahrhundert wurden eiserne Schlagfallen erfunden. Ebenfalls ca. im 17. Jahrhundert starben in Deutschland die Wildpferde und die Auerochsen aus und im 18. Jahrhundert ereilte die Wisente das gleiche Schicksal. Alle diese Arten, die großräumige Freiflächen, bzw. ungestörte Wälder brauchten, fielen dem durch zunehmenden Ackerbau schwindenden Lebensraum und der Jagd zum Opfer. Der letzte freie Wisent wurde 1927 im Kaukasus erlegt.
Die Jagdkunst, die schon in der frühen Vorzeit mit Höhlenmalereien ihren Anfang genommen hatte, wurde im Laufe der Jahrtausende immer weiter verfeinert. Diente sie anfangs zu Jagdbeschwörungen für eine erfolgreiche und gesunde Jagd, so änderte sich dies im weiteren Verlauf. Jagderlebnisse und außergewöhnliche Vorkommnisse, besondere Beute und anerkannte Jäger wurden festgehalten. Fast alle Herrscher wurden zu Pferd bei der Jagd dargestellt. Jagd war ein fester Bestandteil des höfischen Lebens und diente gleichermaßen der Fleischbeschaffung wie dem Zeitvertreib. Die Männer gingen auf Sau- oder Hirschjagd, die Damen mit Falken auf Tauben, Hasen und anderes Kleinwild.
Die Jagdhoheit für Adel und Klerus wurde in Frankreich nach der Französischen Revolution gegen 1795 aufgehoben. In Deutschland um das Jahr 1848. Jetzt durfte jeder auf seinem eigenen Besitz nach eigenem Gutdünken jagen, das Jagdrecht war an Grund und Boden gebunden. Gleichzeitig entstand das Jagdrecht gegen Bezahlung sowie eine Vergütung für Wildschäden. Es wurden Mindestgrößen für Jagdgebiete festgelegt, in Preußen z.B. 75 Hektar oder in Bayern 81 Hektar, im Hochgebirge 136 Hektar oder in Sachsen 166 Hektar.
Seit der Reichsgründung im Jahre 1871 entstanden erste gesetzliche Bestimmungen zur Jagd, z.B. über Wilderei oder den Widerstand gegen Forst- und Jagdbeamte.
Das erste BGB ab 1900 enthielt bereits Regelungen zum Wildschadensersatz. Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die Jagdgesetze reine jagdpolizeiliche Gesetze. Wirtschaftliche oder ethische Gesichtspunkte wurden nicht berücksichtigt.
Grundsätze von Wildhege sowie Tier- und Naturschutz fanden sich erstmals im Sächsischen Jagdgesetz von 1924 und wurden im Preußischen Jagdgesetz vom 18.1.1934 verankert. Das Reichsjagdgesetz hat diese verschiedenen Rechtsregeln in einer Ordnung zusammengefasst, wurde am 3.7.1934 verabschiedet und trat, für das ganze Reich gültig, am 1.4.1935 in Kraft.
Nach dem Krieg wurde die einheitliche Jagdgesetzgebung von den Besatzungsmächten aufgehoben. Die Schaffung eines einheitlichen Bundesjagdgesetzes scheiterte 1947 und 1948 zunächst an politischen und verfassungsmäßigen Schwierigkeiten. Daher wurden zunächst die Landesjagdgesetze geschaffen, die sich im Wesentlichen am Reichsjagdgesetz orientierten.
Auf Betreiben des 1949 von den Landesjagdverbänden gegründeten Deutschen Jagdschutzverbands wurde im November 1949 bei der Bundesregierung der Antrag auf Schaffung eines Rahmengesetzes für die Jagd vorgelegt. Dieses neu geschaffene Bundesjagdgesetz trat am 1.4.1953 in Kraft und orientierte sich überwiegend am Reichsjagdgesetz von 1935.
Dieses seitdem gültige Jagdgesetz wurde in den Jahren 1961, 1968, 1969 und 1970 in einigen Paragraphen geändert und ergänzt. 1976 erhielt das BJG eine neue Fassung und wurde 1986, 1990, 1998 und 2011 erneut geändert und ergänzt. Die letzte Neufassung ist aus dem Jahr 2013.
Im Laufe der Geschichte hat sich vieles rund um die Jagd geändert, die Jagdwaffen, die Jagdarten, die Gesetzgebungen, die Jagdzeiten und die Einstellung dem Wild gegenüber.
Nur eines hat sich nicht geändert: Die Jagd selbst. Warum wir jagen. Das Erbe unter unserer zivilisierten Haut.
Heute wird den Jägern viel seltsames unterstellt von Menschen und Organisationen, die nicht wissen, was Jagd ist. Da wird behauptet, Jäger seien allesamt geisteskranke Psychopathen, Jagd sei nur ein Hobby, eine Freizeitbeschäftigung, Jagen gehe nur, wer töten wolle. Jagen sei Mord an einer wehrlosen Kreatur und Jagd gehöre deswegen abgeschafft.
Keiner der Menschen, die diese Forderungen stellen, weiß, was Jagd wirklich bedeutet. Der Jäger wird von den Jagdgegnern reduziert auf den einen, winzigen Moment, wenn er seine Beute erlegt.
Jagd ist so unendlich viel mehr…..
Jagd ist Passion und Berufung, Jagd ist eine Lebenseinstellung, Dienst an der Natur und den Tieren. Jagd ist Hilfe für bedrohte Tierarten, Jagd ist Beschaffung von hochwertigem Fleisch und immer noch – wie in grauer Vorzeit – Schutz für die Landwirtschaft vor Wildschäden!
Kaum ein Mensch ist so nah an der Natur wie ein Jäger. Morgens, bei Dunkelheit, wenn er sich kaum hörbar am Waldrand hinsetzt. Wenn dann der Himmel langsam perlgrau wird, die Sonne einen leisen Gruß sendet. Wenn die Vögel wach werden und ihre ersten Lieder singen, wenn frühe Insekten über Blüten brummen und die Zivilisation noch ganz still ist. Dann ist er angekommen im Herzen der Natur. Er ist eins mit dem Universum, er ist ganz allein und doch nie einsam. Die gesamte Schöpfung umgibt den Jäger.
Und oft geht der Jäger nach so einem wunderbaren Morgen ohne Beute, aber glücklich und zufrieden, nach Hause.
Das alles ist Jagd.
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Foto
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Und heute sitzt ein gelangweilter Bürofritze auf einen Hochsitz, eine Präzisionsbüchse mit der man auf 100 Metern Entfernung einer Fliege das linke Auge ausschießen kann in der Hand und simuliert den Steinzeitjäger.
Da stimmt doch etwas nicht oder?
Genial!