Stimmen der Basis – Leben im Wolfsgebiet 2

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Der Leserbrief eines „Wolfsbotschafters“ an die AZ enthält weder Neues noch noch Überzeugendes.
http://www.az-online.de/leserbriefe/uelzen/nebeneinander-gestalten-7174708.html
Viel interessanter ist der Kommentar von „K.Meier“ dazu:

Zitat Anfang
„Und da ist er wieder: der Kommentar eines „Experten“ aus einem Wolfsgebiet. Doch Moment mal: Experte und Wolfsgebiet ? Werfen wir doch einmal einen genaueren Blick auf den Verfasser und seine Worte.

Was genau macht Herrn Bürgener zum Experten ? Da ist garantiert zunächst einmal seine Zugehörigkeit zum NABU Wilhelmshaven. Ein Ort, der nicht grade von Wölfen dicht besiedelt ist und ein Verein, für den er als Wolfsbotschafter im schönen Ostfriesland unterwegs ist. Ein Mensch, der scheinbar gerne fotografiert.

Aber ist das allein genug, jemanden als Experten ernst zu nehmen oder nimmt es ihm eher den Blick darauf, alle Fakten objektiv zu betrachten. Zumal er sich nach eigenen Angaben seit 30 Jahren „mit dem Wolf beschäftigt“ ? Wo und in welcher Form denn, Herr Bürger ?

Schon im ersten Satz kommt die verbale Keule: „Krieg“, „Hass“, „Angreifer“, „Verbündete“, „grimmiger Blick“, sind nur einige der Worte, die einen stutzig werden lassen. Kein Wort zur aktuellen und faktischen Situation der Menschen hier vor Ort, sondern die Unterstellung von niederen Gelüsten. Leserbriefe, die Erfahrungen schildern, von denen Herr Bürgener keine eigene Ahnung haben kann, werden als „mangelnde Sachkenntnis“ ausgelegt. Die lokale Berichterstattung zu Ereignissen werden asl „Falschmeldung“ hingestellt, ohne jedoch auch nur ein einziges Mal auf die Fälle einzugehen und diese angeblichen „Falschmeldungen“ zu wiederlegen. Fragt sich also, wer hier grade wirklich „postfacktisch“ unterwegs ist.

Nein, Herr Bürgener, hier geht es nicht um Hass oder Zeitgeist sondern um die Frage, wer eigentlich die Verantwortung und vor allem die Konsequenzen von Wolfsfreunden wie Ihnen aus den wolfsfernen Regionen heraus zu tragen hat. Die mangelnde Empathie für die Probleme der betroffenen Bevölkerung ist dabei ebenso arrogant und schädlich für den Wolf, wie die mangelnde Bereitschaft Fakten zur Kenntnis zu nehmen, wie den Umstand, dass wir es im Ostkreis Uelzens mittlerweile mit an den Wohnorten jagenden Rudeln zu tun haben und nicht mehr mit einzelnen, abwandernden, neugierigen Jungwölfen.

Ich denke, Sie , sehr geehrter Herr Bürger, sollten sich überlegen, ob Ihr eigenes Verhalten nicht postfaktisch ist. Sie ignorieren die aktuellen Entwicklungen. Entwicklungen, die alles widerlegen,was von Experten wie Ihnen bislang zum Wolf erzählt wurde. Hier bei uns zeigt sich seit Jahren, dass Wölfe nicht scheu sind, dass sie nicht nachtaktiv sind, dass sie Nutztiere trotz der immensen Zahl an Wildtieren eben nicht in Ruhe lassen, dass sie sich trotz allem auch an das viel zu wehrhafte Großvieh unter den Weidetieren herantrauen, dass sie menschliche Strukturen eben nicht meiden. Welche Ihrer Prognosen und Aussagen zum Wolf wird die nächste sein, dies ich in Luft auflöst ? Warum gibt es bis heute keine Regelungen, wie mit ausbrechendem Großvieh wie Rinder- oder Pferdeherden haftungstechnisch umgegangen werden soll ? Warum gibt es bis heute wohl keine einzige Vorgabe zu wolfssicherer Zäunung dieser Tierarten ?

Es gibt im Deutschen ein bekanntes Sprichwort das da lautet „wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, lieber Herr Bürgener. Wer mehrfach bei plumpen Lügen oder offensichtlicher Unkenntnis erwischt wurde, der darf nicht lamentieren, dass er nicht mehr ernst genommen wird.

Und schon mal gar nicht, wenn er selbst dem Wolf alles andere als objektiv gegenübersteht und weit weg von ihm lebt.
Nächtliche Aufstallungen, Zäune und Herdenschutzhunde sind schöne Theorie, aber wo sind sie machbar ? Wer finanziert das ? Diese Aussagen sind NABU-Sprech, aber an der faktischen Realität meilenweit vorbei. Sie sind zudem Wunschdenken, denn in Frankreich, Rumänien und auch schon hier in Deutschland hat sich längst gezeigt, dass auch vermeintlich wolfssichere Zäunungen und Herdenschutzhunde Angriffe und tote Nutztiere nicht verhindern können.

Alle Fachleute sind sich heute einig, dass es ein grundlegender Fehler war, die Erkenntnisse aus den unendlichen Weiten Kanadas und Amerikas einfach 1:1 auf unsere dichtbesiedelte Kulturlandschaft zu übertragen. Da der Wolf ein sehr kluger, lernfähiger Kulturfolger ist, der sich hier völlig anders verhält, als in menschenleeren Weiten des Yellowstone Nationalparkes oder der Kanadischen Wälder.

Da Sie zudem so gekonnt wie alle NABU-Wolfsberater den Bogen zu „all den Ländern, die den Wolf nie ausgerottet haben, schlagen, möchte ich am Ende kurz fragen, welche Länder Sie denn da genau meinen ? USA, wo der Wolf nur in Reservaten nicht bejagt wird ? Kanada, wo er konsequent und behördlicherseits unterstützt bejagt und entnommen wird, wenn er sich nicht von menschlichen Strukturen fernhält ? Rumänien, wo er in den fast menschenleeren Weiten der Karpatenwälder lebt und auch dort stringenter Verfolgung und Bejagung unterliegt (es gab bis zu diesem Jahr, in dem der wwf seinen Einfluss geltend machte, immer schon offizielle Jagdzeiten und Abschußquoten), Osteuropa und Russland, deren langjährig erfahrenen Wissenschaftler zum Thema von Ihnen und anderen „Wolfsexpterten“ hierzulande einfach ignoriert werden und wo es ebenfalls nie einen Vollschutz für den Wolf gab und wo Menschen nicht mit Strafen belegt werden, wenn sie sich letal gegen eine Gefährdung durch den Wolf erwehren ? Geschweige denn einem -organisierten- Shitstorm unterzogen werden ?

Ich empfehle Ihnen dringend, die Augen auf zu machen und endlich die Zeichen zu erkennen, statt sich auf´s hohe Ross zu setzen und aus der Distanz und ohne Kenntnisse zu urteilen. Kommen Sie in die Wolfsgebiete rund um Brockhimbergen, versuchen Sie dort ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft und Tierhaltung zu bestreiten und ihre Kinder groß zu ziehen. Aber wenn sie das nicht tun, verschonen Sie uns bitte. Wir hier sind nämlich längst aus den märchenfabulierten Wunschvorstellungen vom „heldenhaften Isegrimm“ in der Realität angelangt und müssen im Gegensatz zu Ihnen damit leben.

Leute wie Sie werden es am Ende sein, die auch noch das letzte Fitzelchen Toleranz der Menschen für den Wolf da verspielen, es sie essentiell ist: in den Gebieten, wo Mensch und Wolf gezwungen sind, sich den Lebensraum zu teilen.“ (Zitat Ende)

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Kein Wolfskuschler

Danke für diese Stellungnahme. Es hat sich ja nichts bewahrheitet von dem, was die Naturschutzverbände so verharmlosend vom Stapel gelassen haben, angefangen mit den 90 cm niedrigen, stromführenden Zäunen, weil Wölfe ja nicht springen… Die viel beschworene Scheu ist m.E. Lüge, weil jedem klar sein dürfte, dass wir nur deshalb kaum in die Nähe von Rot- oder Rehwild kommen, weil diese Tiere bejagt werden. Die tun aber niemandem etwas. Warum sollten Wölfe also scheu sein? Wenigstens konnte die Geschichte mit den kleinen Kindern in Bannetze, die von einem Wolf angeknurrt wurden, nicht vertuscht werden. Das wird das nächste Märchen sein, was sich nicht bestätigt, nämlich dass Menschen unter bestimmten Bedingungen durchaus ins Beuteschema passen, so geschehen in Delmenhorst, 1977. Und was kommt von der Nabu-„Expertin“? BESENDERN!!! Verantwortungslos und ignorant. Und noch immer lassen sich Uninformierte von denen beeinflussen, die sich die Taschen füllen mit Wolfspatenschaften. Es muss wirklich erst ein Kind getötet werden. Nicht zu fassen.