Offener Brief an Holger Sticht, Landesvorsitzender BUND NRW

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In der Ausgabe 1/2015 des BUND Magazins für NRW wurde ein Kommentar von Holger Sticht, dem Vorsitzenden des BUND Landesverbandes NRW, veröffentlicht, den wir so nicht unkommentiert lassen möchten.

Beigefügt haben wir unseren offenen Brief und einen Seitenauszug des Magazins.

Offener Brief an Holger Sticht, Landesvorsitzender BUND NRW

Kommentar „Der Ton macht die Musik“ (BUND Magazin 1/2015)

Sehr geehrter Herr Sticht,

nicht nur der Ton macht die Musik, sondern auch die Noten. Und wenn dann die Musiker auch noch schlecht spielen, ist von Musik sicherlich nicht mehr die Rede.

Die von Ihnen zitierte Novelle des NRW Jagdrechtes ist nicht nur wenig ambitioniert, sondern schlichtweg katastrophal gemacht. Inhaltlich und sachlich an der am lautesten schreienden Klientel orientiert.

Jagdrechtsnovellen haben nichts mit Bauchgefühlen und Ideologien zu tun, sondern mit Wissen, Verstand und Praxiserfahrung. Dinge, die anscheinend den Machern verloren gingen oder erst gar nicht vorhanden waren.

Ja, wir Jäger sind gegen die Novelle im Ganzen, denn der Anteil an Punkten, denen man zustimmen könnte, ist sehr niedrig. Bestes Beispiel: Der BUND bemängelt, dass die Verlängerung der Jagdzeiten einen erhöhten Stoffwechselstress für das Wild darstellt. Stellen Sie sich vor… das finden wir auch. Das ist Ihr Entwurf. Das sind Forderungen des ökonomischen, sorry ökologischen Jagdverbandes, der Forstindustrie und der grünen Partei – alles Ihre Verbündeten im Kampf gegen die Jäger.

Die gesamte Jägerschaft in NRW hat sich zu Recht dagegen aufgelehnt und in den letzten Monaten sehr sachlich und detailliert Ihre Gegenargumente gebracht. Als Antwort kamen eher karnevalistische Einlagen der Grünen nach dem Motto – „Der Bau ist das Zuhause des Fuchses, und demnach ist Baujagd Hausfriedensbruch.“.

Offensichtlich ist es geplant, die Fehler, die in Nachbarländern wie den Niederlanden oder im angeblich, aber nicht tatsächlich „jagdfreien“ Kanton Genf gemacht wurden, zu ignorieren.

Stattdessen ist man stolz darauf, mit einer auf Emotionen zielenden Kampagne a la „Jäger wollen Haustierabschuss“, eine uninformierte Artenschutz mit Tierschutz verwechselnde Masse, zur Unterschriftenleistung zu manipulieren.

Die Entscheidungsträger sollten Ihre Schlüsse aus solch Dilettantismus ziehen, denn der eine oder andere aus den unterschiedlichen Fraktionen will sicherlich auch in der nächsten Legislaturperiode wiedergewählt werden und sich nicht gänzlich durch Koalitionsverträge und fehlgeleitete Ideologien in seinem Umfeld lächerlich machen.

Bedauerlicherweise steht unter Ihrem Kommentar nicht das Datum des 1. April, das haben wir schmerzlich vermisst. Und danke, dass sie sich mit Ihren Aussagen nun endgültig auf die Seite und das Niveau einer Jagdgegnerszene herabgelassen haben, die Meinung für Wissen hält. Ihre Ziele werden damit deutlich – Abschaffung der Jagd – ohne Sinn und Verstand.

Ein dreifach donnerndes Helau

Ihre FJD

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Detlef Hinrichs

Hallo,
ansich eine sehr gut aufgebaute Internetseite, inhaltlich natürlich sehr fragwürdig.
Nach anfänglichem „konstruktivem“ Mailkontakt, kam dann das „schweigen im Wald“, nachdem man die Jagd sinnigerweise in Frage gestellt hat.
Schade, hatte eigentlich mehr erwarten, von intelligenten Menschen, aber das „Hobby“ steh halt massiv im Vordergrund.
Ein dreifaches Hellau auf die nicht „veränderbaren“ Ansichten mancher Mitbürger.
Gruß
Detlef Hinrichs

Christian

Schade, Schaden
ursprünglich habe ich den BUND (allerdings in Niedersachsen) durchaus geschätzt und als weniger ideologisch eingefärbt wahrgenommen. Diese Aussagen eines Landesvorsitzenden enttäuschen aber auf der ganzen Linie. Schade auch, das in der öffentlichen Wahrnehmung immer solch populistischen Lautsprecher dominieren und damit die qualifizierte Arbeit an der Basis in Misskredit bringen. Sei es nun, dass sie von Jägern oder von anderweitig organisierten Naturschützern erbracht wird.

Einen interessanten Bericht zum Thema „Gebiete (eigentllich) ohne Jagd“ findet sich übrigens auf der Seite des Nationalparks Wattenmeer und unten zitiert:

Fuchs & Marder im Visier

Füchse, Marder und Wanderratten sind zur großen Gefahr für die Brutvögel im und am Nationalpark Wattenmeer geworden. Mit einer konzertierten Aktion wollen Behörden, Jäger, betroffene Kommunen und Naturschützer jetzt die Vogelpopulationen schützen. „Prädationsmanagement“ lautet das Stichwort für ein Konzept zur Bejagung der Landraubsäuger.
Die Lage ist dramatisch: An der gesamten Festlandsküste einschließlich der Naturschutzköge gibt es, mit Ausnahme von Neufeld in Dithmarschen und einem Standort am Eidersperrwerk, keine Brutkolonien mehr. Und seit 2013 machen sich Füchse, Marder und Ratten auch auf einigen Halligen breit und haben dort Brutbestände stark dezimiert bis hin zum Totalausfall. Dabei hatten sich die Halligen angesichts des Prädatorendrucks am Festland zu letzten Refugien für die Brutvögel des Nationalparks entwickelt.

Laut Nationalparkgesetz ist die Jagd im Schutzgebiet zwar grundsätzlich verboten, Ausnahmen jedoch aus Küsten- und Jagdschutzgründen sowie laut Bundesnaturschutzgesetz für den Artenschutz zulässig. An einigen Orten wird denn auch bereits gehandelt.
Bruterfolg für die Lachseeschwalben

So gäbe es das letzte Brutvorkommen der Lachseeschwalben Mitteleuropas in Neufeld wahrscheinlich nicht mehr ohne das dortige Artenschutzprojekt. Jäger, Schäfer und die Mitarbeiter des Landesbetriebes Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) arbeiten dabei mit Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern Hand in Hand – mit Erfolg! Dank entsprechender Schutzmaßnahmen und gezielter Bejagung konnten 34 Lachseeschwalbenpaare im vergangenen Sommer 38 Junge großziehen.

Ein weiteres Vorhaben zur Bekämpfung von Prädatoren ist, unter Federführung des Landesjagdverbandes sowie Einbeziehung der örtlichen Jägerschaft und gefördert von der Landesregierung, auf Eiderstedt angesiedelt. Insgesamt 290 Füchse und 80 Steinmarder wurden hier allein im Jagdjahr gefangen oder erlegt. Auf Oland und Langeneß wird seit 2013 mit Fallen gegen Füchse und Marder vorgegangen.

„Hier ist es dringend notwendig, schon im Vorfeld, auf dem Festland, aktiv zu werden“, betont der Leiter der Nationalparkverwaltung Detlef Hansen. Diese Vernetzung binnen- und außendeichs, von Nationalpark und Umland, sei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Prädationsmanagements.
Entsprechend werden die Maßnahmen zum Schutz der Brutvögel derzeit und in den kommenden Wochen verstärkt, je nach Standort unter anderem mit Drückjagden und mit weiteren Fallen. Auch bauliche Maßnahmen an den Dämmen zu den Halligen und im Vorland sind im Gespräch; für Oland läuft eine Prüfung auf Machbarkeit. Die Halligbevölkerung soll zudem durch gezielte Informationen für das Problem sensibilisiert und um aktive Hilfe bei der Rattenbekämpfung gebeten werden.

Das gilt auch für die Hallig Nordstrandischmoor, die in das Programm mit einbezogen ist. Denn hier war in den Jahren 2013 und 2014 ein Komplettausfall bei allen Bruten zu beklagen, berichtet die Nationalpark-Rangerin und Halligbewohnerin Ruth Kruse: „Ob Austernfischer, Rotschenkel, Kiebitze oder die verschiedenen Möwen- und Seeschwalbenarten: Zu unserem großen Bedauern gab es keinen Nachwuchs.“

Die Verantwortlichen wissen: Die Zeit drängt, denn die nächste Brutsaison steht vor der Tür. „Unser Ziel ist es, die Halligen Oland, Langeneß und Nordstrandischmoor rechtzeitig vor Beginn der Brutaktivitäten fuchs-, marder- und rattenfrei zu bekommen“, sagt Detlef Hansen, und: „Ich bin zuversichtlich, dass uns das mit vereinten Kräften auch gelingen wird.“