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Wie man sich nach Kräften selbst zum Deppen machen kann
von Manfred Nolting
Heute im Lokalfernsehen, um 19:40 Uhr, WDR 3, Lokalredaktion Siegen, ein kurzer Beitrag: „Die Jäger beantragen die Verlängerung der Jagdzeit auf Schwarzwild.“ „Die Jäger beantragen … „ Das hat mich so wütend gemacht, dass ich spontan jetzt diesen Beitrag einstellen musste, unredigiert.
Nach diesem Satz darf sich Minister Remmel (nicht etwa, z. B. aus Gründen der ausgewogenen Berichterstattung, auch ein Jäger oder gar Herr Müller- Schallenberg) verbreiten mit furchtbar klugen Einlassungen: „Schweine sind furchtbar schlau“. Dann kommt „Jagdzeiten verlängern alleine bringt nichts, man muss die Jagdmethoden ändern, z. B. revierübergreifende Jagden veranstalten“. Also gewohnt substanz- und inhaltslose Remmel´sche Sprechblasen. Da redet, wie jeder Fachmann merkt, der berühmte Blinde von der Farbe. Das Wichtige aber: In der gewohnten Dreistigkeit und unter Umkehrung aller Fakten und Tatsachen geht er fröhlich von seiner krachenden Pleite weg und unmittelbar in den Angriff über. Man merkt ihm zwar an, dass er in der Bredouille ist, ungewohnt verkniffen, wie er in die Kamera schaut, dass er sich nicht so richtig wohl fühlt, aber was soll´s: Man hat ja seine überparteilich- unabhängige, steuergeld- finanzierte WDR- Redaktion zur Seite (einen Jäger mal ein Statement abgeben lassen? Wozu denn das? Vor allem, wie sähe unser Minister Remmel denn dann aus?) Der Zweck jedenfalls heiligt die Mittel, denn der Zuschauer draußen merkt das schließlich nicht.
Jetzt könnte man als Jäger an der Front ja sagen: Na ja, wozu sich aufregen, schließlich war´s schon immer so, warum sollte sich da was ändern? Ich habe dazu aber keine Lust, und deswegen regt mich das auf. Denn zu konstatieren ist:
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Weite Teile der Jägerschaft mitsamt dem gesamten LJV NRW haben nichts, aber auch gar nichts dazugelernt.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Da wird ein Riesenaufstand gemacht, mit Wahnsinns- Demos, mit PR- Kampagnen, um das völlig hirnrissige neue Jagdgesetz zu verhindern, es wird, völlig zu Recht, darauf hingewiesen, dass es nicht nur an den sachlichen Erfordernissen vorbeigeht, sondern dass es im Gegenteil in weiten Teilen schädlich ist, die Situation verschlimmert. Es wird mit Riesenaufwand eine Volksinitiative veranstaltet, mit 120.000 statt der nur nötigen knapp 67.000 Unterschriften opulent mit Volkes Meinung ausgestattet und bewehrt – alles geschenkt. Wie die Westfälische Rundschau von heute, 19. Januar 2017, es ganz offen schreibt: „Die Jäger dürfen ihrem Unmut noch einmal Luft machen.“ Das ist wahrlich ein Armutszeugnis: Dem Ärger Luft machen. Aber ansonsten, steht nämlich ungeschrieben dahinter, wird sich nicht die Bohne ändern, haben diese Pappnasen gefälligst zu tun, was man ihnen sagt. Basta.
Und wir helfen tatkräftig mit.
Denn als sich nach nur einem Jahr!, wie von uns vorausgesagt, die Situation zuspitzt, die Bauern wegen ausufernder Wildschäden auf die Barrikaden gehen (die Bauern übrigens, die sich in puncto Jagdrecht völlig zurückgehalten haben nach dem Motto: „Was geht uns das an? Lass´ die Jäger doch ihre Probleme allein regeln. Hauptsache, die Idioten löhnen pünktlich ihre Jagdpacht, je mehr, desto besser“)1), gerade also, als der „Fachminister“ Remmel, die Grünen mitsamt ihren Auftraggebern absehbar ins völlige Desaster schlittern – was machen wir Jäger?
Wir stellen devotest einen Antrag auf Verlängerung der Jagdzeiten. Bitte, bitte!
Nicht nur, dass wir uns für die Öffentlichkeit damit wie gewohnt als schießgeile Dämlacken darstellen, als völlig konfuser und unkoordinierter, grenzdebiler Hühnerhaufen: Nein, wir bringen es fertig und holen noch dazu unseren erklärten Gegnern, ja Todfeinden der Jagd in unserer jahrhundertelang tradierten Form, die glühend heißen Kastanien aus dem Feuer, als sie kurz davor sind, der Öffentlichkeit erklären zu müssen, dass ihr neues Jagdrecht genau das ist, als was wir Jäger es von Anfang an bezeichnet haben:
Völliger ideologie- gesteuerter Schrott, als Machtspielchen mit Überrumpelungstaktik und unter Einsatz von viel Jägermeister durch´s Parlament gepeitscht.
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Und was sollten wir machen?
Das, was jede andere mit einigermaßen strategischem Knowhow ausgestattete gesellschaftliche Gruppierung, deren Rechte aus durchsichtigen Gründen völlig negiert werden, in einer Demokratie üblicherweise tut: Wir sollten endlich mal politisch reagieren auf die Dauerschikanen der Gegner vom reinen Stamme Nimm. Ich erinnere nochmals an das, was wir Jäger seit vielen, vielen Jahrzehnten auf unsere Kosten Jahr für Jahr für die Allgemeinheit und den Staat regeln, unter Einsatz von vielen (versteuerten) Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland.
Was spricht dagegen, abzuwarten, bis sie der öffentliche Druck dazu zwingt, uns höflich zu bitten, länger zu jagen, unter Aussetzung der Bestimmungen ihres gerade erst etablierten Jahrhundert- Gesetzwerks?
Das würde einen Akzent setzen, der der Realität entspricht. Vor allem: Würde das jetzt, kurz vor den kommenden Landtagswahlen, in NRW geschehen, dann wäre das die Steilvorlage für die jetzige Opposition geworden, hätte mitgeholfen, den sowieso zu erwartenden Absturz von Grün- Rot in eine krachende Niederlage umzuwandeln, die Grünen auf absehbare Zeit als Koalitionspartner für begehrlich schielende CDU- Kader zu verbrennen. Was kein Schaden wäre, denn einen gesellschaftlichen Nutzen oder einen Gewinn für unsere freiheitlich- demokratische Grundordnung sehe ich in der Partei nicht.
Aber wir, wir müssen ja Wahlhilfe leisten. Nur den beiden erwiesen falschen Parteien. Die reiben sich gerade mal wieder ob der unbeschreiblichen Dämlichkeit der Jäger ungläubig die Augen und können ihr Glück gar nicht fassen.
Dem NABU, dem BUND jedenfalls wäre eine solche unsägliche Stümperei nicht passiert. Das steht fest. Aber die orientieren sich ja auch an der Politik, vor allem betreiben die keine Vereinsmeierei in den Chefetagen. Und die haben klare Ziele vor Augen, und damit keine Unklarheiten entstehen: Umwelt und Natur zählen die nicht zum Unternehmensziel. Die sind Mittel zum Zweck bzw. Ziel, und das ist, Gewinne zu erzielen, wie jeder andere Gewerbebetrieb auch.
Das müssen wir, die Jäger und unsere Verbände, ja nicht nachahmen. Aber wir sollten uns endlich mit unserer Tages- und Verbandspolitik an den Realitäten orientieren, vor allem, die gleichen Mittel einsetzen. Man muss ja nicht unbedingt „Il principe“ und „Vom Kriege“ studiert haben, um einen Begriff von politischen Strukturen, ihren Mitteln und Methoden, von Strategie und Taktik zu bekommen (hilfreich wär´s schon).
Ich persönlich wäre schon zufrieden, wenn ich das Gefühl vermittelt bekäme, dass man in Teilen unserer Zunft und in den diversen Verbänden ab und an mal die Tageszeitungen liest, und zwar nicht nur den Lokalteil.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Kirchveischede, 19. Januar 2017
Ich empfehle Ihnen zunächst einmal tief durchzuatmen. Denn das, was Sie in Ihrerm sprichwörtlichen Brast hier „zu Papier“ bringen, ist neben einer Negierung der jagdlichen Realitäten auch ein von schlechter Kinderstube zeugenden Angriff auf DEN Partner im ländlichen Raum.
Ihr wohlfeil dargebrachter Vorwurf in Bezug auf die Antragstellung von Ausnahmegenehmigungen und der mehrfache Hinweis, wie dumm eine solche vorgehensweise doch sei, ist derart unreflektiert, dass man ihnen hier nur Vorsatz unterstellen kann. Was genau wäre die Alternative? Die Schäden in kauf nehmen, Lebensversicherungen zu kündigen um den entstandenen Schaden zu begleichen und die Partnerschaft (auf die sie ja offenbar ohnehin keinen Wert legen) mit den Landwirten zu riskieren. Sie sollten sich ernsthaft Ihrer Verantwortung bewusst werden.
Zu ihrem beiläufig vorgebrachten Hinweis, dass die Landwirte ohnehin nur an den Pachten interessiert seien und es keine Unterstützung seitens der Verbände zur Verhinderung des Jagdgesetztes gab: Zunächst einmal ist es doch so, dass die Landwirte Land auf Land ab im Allgemeinen eine vergleichsweise geringe Solidarität seitens der Jagdverbände und, was noch viel schlimmer ist, seitens der Jägerschaft erfahren. Permanent wird gegen den Einsatz von PSM, vermeintliche Massentierhaltung und wer weiß nicht was genörgelt…und das i.d.R. ohne fachliche Kenntnisse und Kentniss wirtschaftlicher Zwänge. Grundsätzlich könnte man also konstatieren, dass es aus dem Wald herausschalt, wie man hereingerufen hat. Wenn sie allerdings ehrlich sind, dann reicht ein einfacher Blick auf die Liste der den Protest des LJV gegen das „ökologische Jagdgesetz“ unterstützenden Verbände aus, um Ihren diffarmierenden Vorwurf als Hirngespinst zu entlarven.
Meine dringende Bitte an Sie, verschonen Sie uns doch in Zukunft mit derartigem Geseiere.
Ach, Philipp ….
Ich lese das jetzt erst, schade eigentlich, aber sehen Sie´s mir nach, ich bin schwer beschäftigt. Ich nehme mal an, Sie sind Landwirt. Ich will aber auch nicht ausschließen, dass Sie eventuell Grüner oder NABU- oder BUND- Gesandter sind, ich habe da schon Sachen erlebt …. Jedenfalls lässt der fehlende Klarname da Raum für solche Vermutungen. Und ich entnehme Ihrem Beitrag, dass Sie sehr, sehr gebildet sind. Und angepisst. Bitte entschuldigen Sie die Wortwahl, aber manchmal trifft der Slang des Prekariats die Dinge einfach so gut. Wegen des „Geseieres“, meine ich, da sind Ihnen dann am Ende glatt die Pferde durchgegangen. Meine Erfahrung ist: Je gebildeter und wohlwortgesetzter solche Kommentare sind, desto hohler ist eigentlich die Aussage. Hilflosigkeit trifft es wohl.
Fakt ist: Ich habe hier nicht ein einziges konkretes Gegenargument gelesen. Sehr wohl aber beleidigtes Getue. Fakt ist, dass die Landwirte vor vielen, vielen Jahren schon den früher gut funktionierenden Kontrakt mit den Jägern aufgekündigt haben. Und Fakt ist zudem, dass das rein aus Eigeninteressen geschehen ist. Es war ja auch so bequem: Die Jäger sind eh Prügelknaben, prügeln wir halt mit. Und kassieren nebenbei. Nur: Das Modell ist geplatzt, und es geht für die Landwirte immer mehr den Bach runter, man sieht es auch an den purzelnden Pachtpreisen. Da ist es, Philipp, ganz bestimmt nicht hilfreich, wenn man jetzt von oben herab und völlig frustriert irgendeine Armee Wenk herbeizitieren will, nach dem Motto: Wir können ja gar nichts falsch machen oder gemacht haben, wir sind Gott! Fakt ist: Die Armee Wenk gibt´s nicht, und die Schwierigkeiten, in denen die Landwirtschaft jetzt steckt, sind zum übergroßen Teil auf eigentliche Dämlichkeit zurückzuführen. Man muss, Philipp, einfach mal die Realitäten sehen. Und die sehen beschissen aus, vorsichtig ausgedrückt.
Wenn Sie sich mal die Mühe machen würden, meine Beiträge durchzulesen, dann würden Sie sehen, dass ich alles andere bin als ein Feind der Landwirte. Ich hasse es nur, wenn sich ein Interessenverband über viele Jahre auf Kosten anderer Naturnutzer zurücklehnt, sagt, mit denen machen wir uns nicht gemein, weil die viel zu viele Probleme haben, das fehlt uns auch noch. Und dann, wenn es ihnen ans Leder geht, Solidarität einfordert von denen, die sie seit vielen, vielen Jahren lediglich als nützliche Idioten gesehen und behandelt haben.
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Gorbatschow. Mann, Ihr seid so was von spät, und das Schlimme ist, Ihr habt´s immer noch nicht gemerkt!