Mehr Rechte für Elefanten, Küken & Co. war das Thema einer Debatten-Sendung des ZDF (Log In) am 31.07.2014, in der es um die Frage ging, ob Tieren mehr Rechte eingeräumt werden müssten. Wer sich hiervon allerdings eine objektive Diskussion zum Thema Tierethik erhofft hat, wurde schnell eines Besseren belehrt.
Ausgehend von einer Dokumentation über das Problem der illegalen Wilderei auf Elefanten von Hannes Jaenicke, schloss sich eine vermeintlich hochkarätig besetzte Diskussionsrunde an, um über die Rechte der Tiere zu streiten. Auf Seiten der Tierrechte meldeten sich Hilal Sezgin (überzeugte Veganerin) und Hannes Jaenicke (Schauspieler) zu Wort. Die Seite der Tiernutzung wurde von Eckhard Fuhr (Journalist und Jäger) und Heike Terno (Bauernverband) vertreten. Anstatt des Erhofften wurde dem Zuschauer durch schlecht recherchierte „Fakten“ und emotionales Halbwissen ein völlig falsches Bild suggeriert.
Der Einstieg erfolgte über die Elefanten in Afrika. Sie seien vom Aussterben bedroht und die Jagd trägt einen erheblichen Anteil an dieser Tragödie. Grundsätzlich haben sich die Elefantenbestände in Afrika in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert und das gilt auch für die restliche Fauna. Bleiben wir bei den Elefanten – besonders fallen in Sachen Populationszuwachs Regionen wie Namibia, Botswana und Südafrika auf, in denen staatlich kontrollierte Elefantenjagd als Teil des Wildtiermanagements betrachtet wird. Wieso? Das unbestrittene Kapital des südlichen Afrikas ist die atemraubende Tierwelt. Diese ist tatsächlich akut bedroht. Wilderer treiben ihr Unwesen auf der Suche nach wertvollem Elfenbein und Nashorn-Horn. Wilde Landstriche müssen der menschlichen Erschließung weichen oder fallen dem Rohstoffgewinn zum Opfer. Die ländliche Bevölkerung tötet wahllos Wildtiere um zu überleben. Hier muss man intervenieren – ganz klar! Aber wie so oft im Leben: ohne Moos nichts los. Wie können eher schwach ausgestattete Volkswirtschaften solche Mittel aufwenden, wenn die eigene Bevölkerung teils Hunger leidet?
Hier kommt die kommerzielle Jagd ins Spiel. Da die reale Bedrohung mancher Tierarten vielmehr ein regionales, als ein universelles Problem ist und etliche Landstrichte über einen gesegneten Wildreichtum verfügen, vergeben einige Staaten Jagdlizenzen an entsprechend betuchtes ausländisches Klientel. Unter besonderen Auflagen dürfen gegen entsprechenden Lizenzerwerb Tiere erlegt werden. Einmal ganz davon abgesehen, dass dies auch unter wildbiologischen Aspekten eine durchaus sinnvolle Selektion darstellt, spült diese Vergabe eine nicht unbeträchtliche Summe an Devisen in die Kassen. Diese Mittel werden aufgewendet, um in weniger gut bestückten Landstrichen den Wachstum der Wildpopulation zu fördern und in besagten gesegneten Regionen die Tierwelt zu erhalten. Ebenfalls lassen sich so Kampagnen gegen Wilderei finanzieren, die im Gegensatz zur selektiven und reglementierten Jagd eine wirkliche Bedrohung darstellt.
Lizenzen kosten pro erlegtem Stück oft mehrere zehntausende US-Dollar. Wie viele Kameratouristen müssten wohl die Savannen Afrikas bereisen, um ähnliche Summen ins Land zu tragen? Wie viel mehr Dreck, Unruhe und Erschließung wäre nötig, um diese Schar an Touristen zu bewältigen? Leider erweckte die Sendung den Eindruck, dass Jagd mit illegaler Wilderei gleichzusetzen ist. Es wird klar, Herr Jaenicke ist nicht mehr als ein ahnungsloser Populist.
Die Moderation trug durch einseitige Fragestellungen und der Vergabe der Redezeiten aktiv dazu bei, dass Jagd und Wildtierschutz als unvereinbare Gegensätze wahrgenommen werden. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall – Jagd ist aktiver Tier- und Naturschutz.
Zum Beispiel in Sachen Lebensraumschaffung. Jäger legen jährlich mehr als 4.000 Teiche an – in einer Größe der Insel Amrum. Jäger schaffen jährlich 35.000 ha Wildäsungsflächen – das entspricht der vierfachen Größe des Nationalparks Sächsische Schweiz. Jäger pflanzen jährlich rund 6.000 km Hecken – das entspricht der Länge der chinesischen Mauer. Dies alles und sehr viel mehr steht für einen beispiellosen Einsatz der Jäger im Tier- und Naturschutz. Finanziert wird dies übrigens aus privaten Mitteln der Jägerschaft.
Die eigentliche Frage, ob Tierrechte und Tiernutzung miteinander vereinbar sind, wurde im Kern nicht diskutiert. Themen wie Massentierhaltung, Schlachtviehtransporte und Tiermast wurden nicht als eine Facette der Nutztierhaltung aufgezeigt, sondern verallgemeinert. Die Nutzung von Tieren als Lebensmittel wurde kategorisch abgelehnt. Dass auch hier nicht alles schwarz und weiß ist, wurde einer emotional gesteuerten Diskussion geopfert. Dass eine artgerechte Haltung, die auch eine humane Tötung beinhaltet, eine Nutzung von Tieren möglich macht ohne sich ethisch verwerflich zu verhalten, wurde gar nicht erst sachlich diskutiert, obwohl dies teilweise schon in der Form praktiziert wird! Eine solche kategorische Ablehnung wirft natürlich auch einige wichtige Fragen auf:
Wie viele der Haustierrassen gäbe es heute noch, wenn sie nicht wirtschaftlich genutzt werden könnten?
Wie würde sich unsere heimische Wildpopulation nach ethischen Standards selbst regulieren, wenn – es keine Jagd mehr gäbe?
Wer würde Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft regulieren, wenn es die Jäger nicht mehr täten?
Wie viele Tiere sterben regelmäßig durch die Produktion veganer Lebensmittel und ist das besser?
Leider wurde hier durch die Moderation eine Chance vertan, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass sie in erster Linie durch ihr Konsumverhalten für das Tierleid verantwortlich ist. Es wurde versäumt darauf aufmerksam zu machen, dass es durchaus Möglichkeiten einer ethisch vertretbaren Fleischbeschaffung gibt. Nicht die Politik ist gefragt hier zu intervenieren – einzig der Griff im Regal entscheidet.
Da das ZDF in der Vergangenheit bereits häufiger eine gewisse Subjektivität in der Darstellung und Bewertung der Jagd an den Tag legte und man die Polemik der Recherche vorzog, stellen wir uns folgende Fragen: ist das ZDF in der Lage objektiven Journalismus anzubieten? Wo ist hier ein Bildungsauftrag zu erkennen, der die existenzielle Grundlage des öffentlich rechtlichen Rundfunks ist? Betreibt man Quotenfang auf Volkskosten?
„Für Jagd in Deutschland“
Foto © Adrian Höber