Start Jagdgegner Offener Brief an den Tierschutzverein Düsseldorf und Umgebung e.V. 1873

Offener Brief an den Tierschutzverein Düsseldorf und Umgebung e.V. 1873

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Offener Brief an den Tierschutzverein Düsseldorf und Umgebung e.V. 1873

Offener Brief an den
Tierschutzverein Düsseldorf und Umgebung e.V. 1873
Frau Monika Piasetzky (Vorsitzende)
zu
http://www.tierheim-duesseldorf.de/aktuelles/items/die-jagd.html

Liebe Frau Monika Piasetzky,
verehrtes Tierheim Düsseldorf!

Ihren Kommentar zur Novellierung des Landesjagdgesetzes in NRW haben wir mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen und möchten dies zum Anlass nehmen, Ihrer Ideologie ein paar Fakten gegenüber zu stellen.

Das alte Jagdgesetz ist von 1936. Schon mal gehört, dass damals auch noch viele andere Gesetze verabschiedet wurden von denen man heute nichts mehr hält?“

Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die Jagdgesetze reine jagdpolizeiliche Gesetze. Wirtschaftliche oder ethische Gesichtspunkte wurden nicht berücksichtigt. Grundsätze von Wildhege sowie Tier- und Naturschutz fanden sich erstmals im Sächsischen Jagdgesetz von 1924 und wurden im Preußischen Jagdgesetz vom 18.1.1934 verankert. Die Grundlagen einer einheitlichen, jagdlichen Gesetzgebung in Deutschland wurden von Georg Mardersteig in der Weimarer Republik unter Otto Braun bis 1932 in Verbindung mit anderen geschaffen. Das Reichsjagdgesetz hat diese verschiedenen Rechtsregeln in einer Ordnung zusammengefasst, wurde am 3.7.1934, nur noch mit einer Präambel von Hermann Göring versehen, verabschiedet und trat, für das ganze Reich gültig, am 1.4.1935 in Kraft. Es stimmt in den wesentlichen, jagdlichen Teilen mit dem Bundesjagdgesetz überein. Erstmals wurde damals die Hege des Wildes und seiner Umwelt zur ersten Jägerpflicht.

Es sollte dabei jedoch auch ganz klar im Vordergrund stehen, dass Otto Braun ein begeisterter Sozialdemokrat war. Selbst Ihnen sollte der Unterschied zwischen einem Sozialdemokraten und einem National-Sozialisten geläufig sein. Was wir in diesem Zusammenhang zudem vermissen, ist die Jahreszahl 1936? – Sie hätten sich etwas mehr Mühe bei der oberflächlichen Recherche geben sollen.

Nun zum zweiten Teil Ihres verbalen Rundumschlages – die anderen Gesetze von damals.

Ja, da gab es einige, die einem den Ekel ins Gesicht treiben. Besonders brisant finden wir aber jene, auf denen Ihre Ideologie aufbaut. Diese Gesetze wurden keinesfalls von Sozialdemokraten vorbereitet, sondern sind das Produkt der richtig braunen Brühe. „Während sie tausende Menschen in Lagern folterten, verschrieben sich die Nationalsozialisten der Tierliebe. Vor 80 Jahren entstand das erste deutsche Tierschutzgesetz.“ (http://www.zeit.de/wissen/geschichte/2013-11/nationalsozialismus-tierschutz-gesetz). Viele Bestimmungen der Fassung von 1933 gelten unverändert bis heute.

Weiter versuchen Sie mit einem leider völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat unseres ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss zu punkten. Wenn der gute Heuss wüsste, wie oft die realitätsferne Tierschutzszene – oft einhergehend mit Menschenverachtung – dieses Zitat vergewaltigt, er würde sich im Grabe umdrehen.

„Zur »Jagd« dies: Jägerei ist eine Nebenform von menschlicher Geisteskrankheit, von der ich nie befallen war. Aber sie ist. Auch Diplomaten und deutsche Staatsmänner, die dafür gelten, die sich dafür halten, sind anfällig. Es ist ein Politikum nicht ohne Reiz: mitten in der ärgsten Triestkrise hatte ich den jugoslawischen und damaligen italienischen Botschafter an einem behaglichen Tisch und beim Schießen 100 m von einander entfernt, auf Fasanen lauernd. Der BuPrä als solcher hat keine »Jagd« – das ist »Ländersache«. Aber Nordrhein-Westfalen stellt eine Staatsjagd zur Verfügung. Meine Funktion: am Vorabend ein Essen für 12 – 16 Herren, am Tag acte de présence bei vier Treiben – die Jäger stehen in einer langen Reihe und die Treiber scheuchen das Wild auf. Ich tue gar nichts, sondern besuche, wenn nichts los ist, die einzelnen Herren und plaudere mit ihnen. Ich habe nie eine Flinte in die Hand genommen und mir nie, wie alle anderen, ein Jagdkostüm angeschafft, sondern spaziere im Straßenanzug. Aber einige Leute schwören seitdem auf mich, d.h. auf meine »Ironie« […]“ lautet das vollständige Zitat aus Theodor Heuss „Tagebuchbriefe 1955-1963″ S. 106.

Plötzlich ist Herr Heuss gar kein so glasklarer Jagdgegner mehr, sondern versteht sich als Meister der Ironie.

Wir Jäger setzen hingegen auf Dialog und Praxis. Für uns findet Naturschutz nicht am Schreibtisch statt. Wir sind diejenigen, die sich in unserer Kulturlandschaft bemühen, für Artenreichtum und Biotoperhalt kämpfen, die Natur verstehen und mit dem Herzen handeln. Hier ein Auszug dessen, was wir Jäger Jahr für Jahr leisten, ohne uns als moralisch überlegen und Gutmenschen zu präsentieren:

  • 6.300 neue Feldholzinseln werden pro Jahr von Jägern in ihren Revieren angelegt. Dies entspricht einer Fläche von 3.300 Hektar.
  • 5.700 Streuobstwiesen werden pro Jahr von den Jägern angelegt, das ist ungefähr eine Fläche von 2000 Fußballfeldern.
  • Über 8.500 Stilllegungsflächen werden pro Jahr von den Jägern angelegt und gepflegt. Das entspricht mit 41.000 Hektar ungefähr der Fläche von Bremen.
  • Rund 3.600 neue Hecken mit einer Fläche von 820 Hektar werden pro Jahr von Jägern angelegt. Würde diese Hecke am Stück mit 1,5 m Breite gepflanzt, wäre sie fast so lang wie die Chinesische Mauer, rund 6.000 km.
  • Über 4.000 Teichflächen werden jährlich von Jägern neu angelegt Das entspricht 1.700 Hektar oder der Größe der Insel Amrum.
  • Rund 20.000 neue Wildäsungsflächen in Wald und Feld legen die Jäger auf durchschnittlich 35.000 Hektar pro Jahr an. Das entspricht fast viermal der Fläche des Nationalparks „Sächsische Schweiz“.
  • Rund 270.000 Nistkästen hängen Jäger pro Jahr im Durchschnitt auf. Geht man davon aus, dass pro Nistkasten rund drei Küken schlüpfen, wachsen in diesen Nestern jährlich über 800.000 Jungvögel heran.
  • Auf rund 3.200.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit bringen es die Jäger durchschnittlich pro Jahr. Das entspricht einer Arbeitsleistung von 2.100 Vollzeitbeschäftigten.
  •  Dank ehrenamtlicher Tätigkeit der über 300.000 Jäger in Deutschland sparen die Steuerzahler jährlich 2,2 Milliarden Euro.

Ohne die Waidmänner müssten Seuchenprävention, Hegemaßnahmen oder Verhütung von Wildschäden vom Staat finanziert werden.

Anstatt sich ehrlich und sachlich mit der Materie auseinander zu setzen, verbreiten Sie über den Kanal Ihres Tierheimes pure Ideologie, versuchen Unbedarfte mit widrigen rhetorischen Mitteln einzufangen und provozieren Hass und Verachtung.
Was veranlasst Sie zu dieser Verachtung und der Diskreditierung der größten und stärksten Gemeinschaft des ehrlichen und aktiven Naturschutzes in Deutschland?

Mit freundlichen Grüßen

Für Jagd in Deutschland – Verein für nachhaltigen Wild- und Naturschutz e.V.

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Jäger

Wo wurde der sehr gut geschriebene Artikel veröffentlicht?