Schon einmal, Ende August 2014, haben wir zu dem Thema Tierliebe und Menschenverachtung etwas geschrieben. Damals ging es um den äußerst tragischen Tod eines Menschen während einer Jagd. Die Internetkommentare zu diesem Vorfall im Sommer letzten Jahres entbehrten teilweise jeglicher Empathie für ein Menschenleben, waren hasserfüllt dem Schützen gegenüber und voller Verachtung, feierten den Tod des Jagdtreibers als „selber in Schuld“ und „Jägerschnitzel“.
Ein neuer Höhepunkt der Internethetze, ein sog. Shitstorm, der sich in den vergangenen Tagen abspielte und den wir voller Entsetzen verfolgt haben, hat uns bewogen, dieses Thema noch einmal aufzugreifen.
Die Fakten:
Ein beim Vorfall 77jähriger Jäger erschoss einen freilaufenden Schäferhund, der lt. Aussage des Jägers zwei Rehe, eins davon hochträchtig, gehetzt hatte. Zuvor hatte er angeblich bereits einen Warnschuss abgegeben. Der Abschuss wildernder Haustiere ist über das Landesjagdgesetz geregelt und genehmigt. Das LJG räumt dem Jagdschutzberechtigten in §25(4) die Möglichkeit ein, einen wildernden Hund zum Schutz des Wildes unter bestimmten Bedingungen abzuschießen. Als wildernd gelten Hunde, die im Jagdbezirk außerhalb der Einwirkung ihres Führers Wild aufsuchen, verfolgen oder reißen.
Wir möchten wir an dieser Stelle nicht den Vorfall bzw. die Notwendigkeit des Abschusses an sich bewerten, wichtig ist uns nur, dass er innerhalb des gesetzlichen Rahmens gehandelt hat. Auch die Tragik, dass die Besitzerin schwerkrank und der Hund zum Therapiehund ausgebildet war oder werden sollte, möchten wir auslassen, denn dies konnte der Schütze nicht wissen. Auch war es so, dass der Hund nicht gekennzeichnet oder erkennbar gemacht worden war. Hunde mit speziellen Ausbildungen/Aufgaben oder im Einsatz werden kenntlich gemacht mit farbigen Westen oder Halsungen.
Alles geschah vor zwei Jahren, im Frühjahr 2013, die Besitzerin des Hundes erstattete damals Strafanzeige. Im Frühjahr 2015 hat der zuständige Richter einen Strafbefehl in Höhe von 1.600 Euro wegen Sachbeschädigung gegen den Jäger erlassen, da die Hundebesitzerin abgestritten hat, dass der Hund die Rehe gehetzt hatte. Es steht also Aussage gegen Aussage. Der Strafbefehl ist derzeit noch nicht rechtskräftig.
In den Medien lag die Bandbreite der Berichterstattung über diesen Fall zwischen einem sachlich-kurzen und journalistisch sauberen Bericht und einer reißerischen Aufmachung mit definitiv falschen Aussagen, denen sogar die Tierhalterin später widersprach.
So schrieb die WZ online:
Zitat „Normalerweise hörte die Hündin auch aufs Wort, doch an dem Tag hatte Betty Lübbers sie ein paar Sekunden aus den Augen verloren. Als Ildiko von zwei Schüssen getroffen wurde, konnte man ihr nicht mehr helfen: „Ich wollte das Tier mitnehmen. Aber das hat der Jäger mit verboten.“ Der 80-Jährige habe ihr seine Flinte vor den Kopf gehalten und angeordnet, dass die Hündin sofort im Wald begraben wird: „Offenbar sollten alle Beweise vernichtet werden.“ Zitat Ende.
Kürzlich äußerte sich die Hundehalterin dazu folgendermaßen (Facebook):
Zitat „….. der Tat wurde hier nicht korrekt berichtet : 1.wurde meine Hündin Ildiko erschossen als sie auf mich und meinen Sohn zu lief , d.h. der Jäger hat in unsere Richtung geschossen, Wild war übrigens weit und breit nicht zu sehen, das hätte sie ja dann auf uns zu treiben müssen und 2. nein , der Jäger hat mir nicht die Mündung an die Schläfe gehalten! während ich weinend an meinem Hund lag , bammelte nur der Lauf vor meinem Kopf hin und her……vielleicht etwas übertrieben von mir , dass ich diese Situation als bedrohlich empfunden hab…… “ Zitat Ende.
Der Jäger äußerte sich dazu unter anderem so (rp-online):
Zitat“ Der Jäger, der das Waldstück am Rande von Neersbroich gepachtet hat und damit Jagdausübungsberechtigter ist, wurde von dem Vorgang von seinem Jagdfreund Fred P. (Name geändert) zeitnah informiert. Für den Pächter hat sich der Jäger völlig korrekt verhalten: „Der Schäferhund hat zwei Rehe gejagt, davon war eines auch noch hochträchtig.“
Für den Pächter musste Fred P. nach dem Abfeuern eines Warnschusses als Jagdausübungsberechtigter handeln: „Das ist seine Aufgabe. So sieht es auch Fred P., der seit fast 50 Jahren im Neersbroicher Wald im Einsatz ist. Der 77-Jährige, der den Vorfall zunächst bei der Polizei in Gladbach zur Selbstanzeige gebracht hat, erklärte gestern gegenüber unserer Zeitung: „Das ist kein Beweis für ein Schuldgefühl.“
Der Jäger spricht von einer juristischen und einer emotionalen Seite. „Juristisch ist es meine Pflicht, das Wild zu schützen, zu hegen und zu pflegen“, verteidigt Fred P. sein Handeln im Wald. „Emotional bin ich auch betroffen“, beteuert er. Seine Töchter hätten selbst fünf Hunde. Und so spricht Fred P. von einem „tragischen Fall“: „Ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich Tränen in den Augen hatte, als ich die Betroffenheit der Hundehalterin gesehen habe…….“ Zitat Ende
Was sich aber jetzt, im März 2015, bei Facebook auf einer Tierrechts-Seite nach Bekannt werden des Strafbefehls abspielt, macht nur noch fassungslos. Eine wahre Woge aus hemmungslosem Zorn und Hass rollt gegen den Jäger.
Das gesichtslose und anonyme Internet bietet eine Plattform, auf der sich vermutlich völlig harmlose und im Alltag unauffällige und normale Menschen plötzlich als Antreiber zu Selbstjustiz, Lynchmord und Totschlag zeigen und die den Richter, der den Strafbefehl beschloss, ebenso mit Hass und Verachtung überziehen. Ist das eine andere, dunkle Seite ihres Wesens? Diese Schreiberlinge, die da wie Furien wüten und angeblich am liebsten einen Menschen umbringen würden(!) werfen einem Jäger vor, dass er ein Tier getötet hat……. Wo bleibt da die Verhältnismäßigkeit und die Vernunft? Der Respekt vor der Justiz und dem Rechtsstaat?
Als besonders bedenklich haben wir empfunden, dass viele ausgesprochen mörderische Kommentare von Frauen kamen, die im Profilbild oder im Titelbild Kinder oder Tiere anzeigen!
Wir haben einige wenige Kommentare herausgenommen und sie als stellvertretende Beispiele für einige hundert ähnliche und teilweise noch schlimmere Aussagen hier veröffentlicht.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes werden wir die Kommentare nur unter dem Vornamen des Schreibenden zeigen und aus dem gleichen Grund haben wir uns auch dagegen entschieden, Original-Screenshots zu veröffentliche. Die haarsträubenden Auslassungen wurden wortgetreu abgeschrieben und neutral aufgelistet. Zu finden sind diese und viele weitere, ähnlich mörderische und menschenverachtende Kommentare auf der Facebookseite von „Für Tierrechte kämpfen“
An Si XXXX: Macht den alten Sack kalt, der hat das doch längst verdient!!!!
Wilhelm XXXX: Man könnte ja eine interessante Treibjagd auf den machen…… So einer gehört aus dem Verkehr gezogen.
Kai XXXX: Den hätte ich aber sowas von in die fresse getreten den jäger der wer nie wieder zur jagt gegangen würde das einer mit unsern machen der wer tot
Rene XXXX: Seine Knarre in sein Maul und abdrücken…… Elender Drecksack……
Marco XXXX: Wo wohnt dieser hurensohn an Richter dem haue ich die fresse nach hinten und dem Jäger würde ich das Gewähr queer ins arsch Loch schieben und ab drücken
Ted XXXX: Der Richter ist wahrscheinlich sein pädophiler Kumpel, verdammte hurensöhne.
Daniel XXXX: Bauchstich für den alten Bastard, ich würde sogar freiwillig für den Mord an diesem menschlichen Müll sitzen gehen wenns mein Hund gewesen wär….
Boxfactory XXXX: Gnade ihm Gott sollte ich ihm mal begegnen dann hilft ihm sein Gewehr auch nicht und wir brauchen so scheisse Richter nicht
Heide XXXX: Waaaas? !?!?! Da muss man was machen…!!!! Ich hätte ihmseine Flinte in den Arsch geschoben ,((((
Ingo XXXX: Einfach vermummt in den Wald gehen und den Typen tot prügeln und fertich
Jörg XXXX: Der Achtzigjähriger Drecksack, den Hätte ich mit dem Bayonett fertiggemacht. Ihr dummen Jäger, ihr seid feist, hässlich und stinkt aus der Hose, ist doch schon blöd genug, warum noch Tiere morden ?
Michii XXXX: Am liebsten würde ich diese Menschen selbst Jagen und die Knarre am Kopf halten!!
Mira XXXX: Hätte diesen pisser entwaffnet und gnadenlos hingerichtet!!
Nadine XXXX: Ich hätte den abgestochen, ohne Reue
Luci XXXX: Töten den Arsch
Armin XXXX: Der gehört ,genauso erschossen wie der Hund ,die Drecksau
Alexa XXXX: Was will er auch seiner Familie lernen das sind ja auch die gleichen Arschlöcher wie er ! Solche Drecksäcke gehören auszulöschen !
Alexa XXXX: Er gehört zu erschiesen wie er die Tiere erschiest! Der 80 – jährerige Krüppel u Drecksack ist ein Vollidiot u hat nichts verstander u gelernt in seinen verblödelten Leben
Sven XXXX: Wäre das mein hund gewesen hätte der jägerbastard erschossen daneben gelegen !!!!! Solche assis gehören sofort weck !!!
Sabrina XXXX: Fuck you ich hätte ihn ab geschlachtet ob Waffe vorm Kopf order nicht so schnell hätte der klappstuhl nicht reagieren können
Udo XXXX: Dem würde ich direkt den Hochsitz absägen… Wenn er drauf sitzt und dann direkt vergraben… Soll ja niemand sehen… Danach würde ich auch freiwillig 1600 Euro zahlen
Schatten XXXX: Wen interessiert das scheiss kind hier geht es um ein lebewesen das bei lebendigem leib begraben wurde! Also jetz gejts aber los…dieses ding hats in paar tagen wieder vergessen und der arme hund musste sein leben lassen weil die fotze von mutter ihre drecks brut wichtiger war als der arme hund… traurige welt.
Ramona XXXX: Den alten sack sollte man hängen
Manfred XXXX: Also Foto von den Blödmann und Kfz zeichen. Einer erwischt den schon. Ich wuerde den die Finger abschneiden. Und einaeugig waere er auch.
Bernd XXXX: Weiß jemand den Namen des Jägers? Ich würde ihn gerne besuchen kommen,
Renè XXXX: Ich hätte dem die Knarre in arsc… Gesteckt und abgedrückt !!! Lass mich sowas nie mitbekommen so Leute verbuddel ich dann im Wald !!! Spasti
Jutta XXXX: Der Jäger schoss, als der Hund auf dem Spazierweg war. Und ich finde es übrigens total unnötig, Hunde immer und überall anzuleinen. Dieses rumgeballer im Wald ist total unnötig – und trifft ja Jahr für Jahr auch Spaziergänger
Lisa XXXX: Das ist kein Jäger das ist ein Mörder auch wenn der Arsch 80 Jahre alt ist sollte man ihm eine in die Fresse hauen
Solange XXXX: Kann ich die Adresse von dieser Bestie haben den Rest erledige ich
Brigitte XXXX: Genau, xxxxxxxx, mein Reden Name,Anschrift,Aufebthaltwald in dem Fall preisfebe…naja ind wie es das Schicksal will hängt er halt mal zufällig am Baum…kann ja passieren wenn man auf Bäume klettert
Katharina XXXX: Endlich wird dieser Fall öffentlich gemacht!der mann hat noch mehr schreckliche Sachen gemacht.schießt auch auf pferde und droht mit Abschuss selbst Kindern!!@!
Ilona XXXX: An den nächsten Baum mit dieses stueck Scheiße von Rentner
Kerstin XXXX: Der Richter ist ein Riesen Arschloch und kann nur hoffen das er das auch sieht und liest!!! Und alten Sack von Jäger auch die Flinte vor den Kopf halten und im Wald verscharren …
David XXX: Schade das ich nicht dabei war,dann hätten wir diesen Penner auch verbuddeln müssen
Gaby XXXX: Ich auch Ira-sofie, und wenn es das letzte gewesen wäre was ich getan hätte -dieses Arsch, dieser Drecksw… hätte den Wald nicht mehr verlassen
Es gab allerdings auch einige wenige Lichtblicke, wie dieser Kommentar zum Beispiel:
Henning XXXX: Ich habe noch nie so viele Menschen mit einem so extrem hohen Gewaltpotential gesehen, wie bei Tierschützern.
Mandy XXXX: Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass 90% der Kommentatoren hier keinen Deut besser sind, als der Jäger, der im übrigen einen Hund erschossen, hat, der OHNE Leine im Wald unterwegs war und jeden Augenblick hätte loslaufen und jagen können. Und das in einer Jahreszeit, indem die Ricken im Wald ihre Kitze setzen! Ich will es keineswegs gut heißen, was der alte Mann gemacht hat, aber ein Hund im Wald gehört an die Leine, scheiß egal, ob er 2 m vor Frauchen läuft, oder direkt daneben, oder 20 m vorweg!
Dieser Mann, genauso wie alle andren Jäger, von denen man hie und da in den Medien berichtet, ist ein schwarzes Schaf der Zunft. Natürlich denken nun alle, dass alle Jäger so sind… Aber viel höher ist die Zahl derer, die nicht so sind, von denen berichten nur die Medien nie, weil man mit OttoNormalJäger natürlich keine Quoten macht.
Eure Hetzerei hier ist dermaßen daneben und peinlich, dass ich mich gewaltig schäme, dass ihr zur selben Spezies gehört, wie ich, nämlich zur Spezies Mensch!
Danke, Mandy XXXX für diesen Kommentar, der unser Weltbild wieder etwas grade gerückt hat.
FJD
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/rhein-kreis/sport/jaeger-erschiesst-schaeferhund-im-wald-aid-1.3406454
http://www1.wdr.de/studio/duesseldorf/themadestages/hundeimwald100.html
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Schade dass niemand auch den Richter drüber informiert dass er dort aufs schärfste beleidigt wird und dieser direkt Anzeige erstattet.