Stimmen der Basis – ein paar Worte zum Nachdenken

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„Auslöser“ sind folgende zwei Berichte:

Der erste Bericht erschien im letzten Jahr. Der Tenor: alles halb so wild, da passiert nicht viel, ist alles Natur.
https://www.nabu.de/news/2015/11/19741.html

Der jetzige Bericht liest sich nicht mehr so nett, aber immer noch nur auf die „wilden Pferde“ fokussiert, ohne Blick auf ein ganzheitliches Zusammenspiel zwischen Wildnis und Kulturlandschaft.

https://webcache.googleusercontent.com/search…

Hier nun meine Gedanken zu der Gesamtheit:

„Experten“ gehen davon aus, dass die Stuten die Fohlen schützen können.

Sogenannte „Verschwörungstheroretiker“ wie  Prof. Valerius Geist predigen schon lange, dass dieses nicht funktioniert.

Diese Pferde gehören „nur“ dem NABU oder auch niemandem. Ich weiß nicht, wie die Besitzverhältnisse dort sind.
Außerdem wurde die Zucht mit Fördergeldern und Spenden finanziert. Daher sind Ausfälle leicht zu verkraften. Ist ja Natur. …

Aber bitte schön, wenn die Wölfe an den wilden Pferden die Jagdtaktik lernen, wer garantiert dann, dass sie es nicht als nächstes bei Zuchtstuten probieren?

Es wird gefordert, den Wolf nicht an den Menschen durch „Anfüttern“ zu gewöhnen. Mal ganz kritisch gefragt. Was passiert hier denn?
Der Wolf lernt, dass Pferde eine nahrhafte, erlegbare Beute sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie unterscheiden, ob es wilde oder zahme Pferde sind.
Ich finde, das Naturschutz ja eine tolle Sache ist. Aber bitte schön, wenn ich mir so „Problemwölfe“ heranziehe, dann darf die Verantwortung und die Haftung nicht auf die „Natur“ zurück geworfen werden.
Der NABU hat Pferde ausgesetzt. Nun hat sich der Jäger dazu gesellt. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass man die Verantwortung und die Folgen durch dieses unbedachten Handeln nun von sich halten kann.

Wer den Otto-Normal-Bürger davon abrät, dem Wolf Futter hin zu werfen, der sollte das Gesamte sehen und erkennen können, dass dieses Handeln ebenso verwerflich ist und wahrscheinlich die Existenz so manches Pferdezüchters im Bereich dieses bald spezialisierten Rudels vernichtet.

In Spanien können wir sehen, wie sich Rudel auf Pferde spezialisiert haben. Wenn also der Wolf hier den Geschmack an dem Tier gefunden hat, das Rudel die Jagdtaktik an „wertlosen“ Pferden gelernt hat, dann machen sie auch keinen Halt vor Zuchttieren.
Das Rudel gibt seine Jagdtaktiken an die Jungtiere weiter und so verbreitet sich die Jagd auf das Pferd.

Wer immer noch glaubt, dass wir das alles zu schwarz sehen, soll doch bitte erst einmal klar sagen, wie man Pferde und Rinder vor den Angriffen aber vor allem auch vor den Ausbrüchen aus den Weiden effektiv schützen kann.
Bisher konnte dies noch niemand darstellen. Die Uhr tickt. Der Wolf lernt fleißig und außer heißem, Spenden förderndem Geschwafel passiert nichts.

Gerade wieder einmal hat mich dann ein netter Mensch darauf hin gewiesen, dass es ja Herdenschutzhunde gäbe, die den Wolf abhalten.

Wie bitte schön, soll ein Bauer, der Pensionspferde untergestellt hat, einen Herdenschutzhund auf einer Weide platzieren?

Diese Hunde sind sehr personenbezogen und reagieren äußerst allergisch auf fremde Personen, mal abgesehen davon, dass auch so mancher Pferdebesitzer gleichzeitig seinen Hund mit zum Stall bringt und der Kontakt ein erhebliches Risiko birgt.

Muss der Bauer dann jedes Pferd persönlich von der Weide holen? Wie soll dies organisatorisch in Pensionsbetrieben mit 50 Pferden und mehr geregelt werden? Da kann man gleich eine Vollzeitstelle ausschreiben, die nichts anderes macht, als parat zu stehen, wenn rund um die Uhr jeder Reiter sein Pferd von der Koppel holen möchte.

Mal abgesehen davon, dass Kinder „ihre“ Pferde nicht mehr auf der Koppel besuchen können. Der intensive Kontakt, das Streicheln neben dem Reitbetrieb fällt komplett weg.

Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Gedanken auch an andere Reitbetriebe, Zuchtbetriebe weiter leiten und in ihrem Verein aushängen.“

v. S. Engelhardt

Ach ja, nicht wolfssicher eingezäunt und HSH kommen wohl auch nicht in Frage…der NABU siedelt seine Tiere um.
Das können andere Weidetierhalter nicht, die dürfen sich beschimpfen lassen, ihnen wird Faulheit und Geiz unterstellt, bzw. mangelnde Intelligenz zur Umsetzung nachweislich nicht funktionierender Schutzmassnahmen. Artgerechte Haltung, nein, zum Schutz möge man doch bitte seine Tiere nicht tierschutzgerecht einsperren.

Aber für den NABU gilt das alles nicht. Wie scheinheilig…und war nicht noch die Aussage der Wolf reißt keine Fohlen?
An dieser Stelle möchten wir noch ergänzen, dass dies nicht die einzigen Risse an Pferden bzw. Ponies waren…von „Nachschäden“ wie Verfohlen, Ausbrüche in Panik etc gar nicht zu reden.
Dazu erreichte uns schon vor einiger Zeit der Bericht eines anderen Betroffenen. Hendrik Sichons Stute verfohlte:

„Der Wolf ist im Heidekreis längst kein unbekanntes Thema mehr. Wölfe sehen wir häufig, leider ist es nicht so, wie immer behauptet, dass Wölfe ein riesiges Streifgebiet haben und nie lange an einem Ort bleiben. Ich habe schon oft frische Fährten gefunden auf unbenutzten Weiden, habe sie ausgemessen und fotografiert. Niemand in unserer Gegend hat einen so riesigen Hund. Es können nur Wolfsfährten gewesen sein. Regelmäßig sind die Sichtungen und Fährtenfunde in Rufnähe zu unserem Hof gewesen, es ist nichts zu bemerken von der angeblichen Menschenscheu und Vorsicht dieser riesigen Raubtiere.
Und trotz dieser unnatürlichen Verhaltensweisen, der entgegen aller Voraussagen leider nicht vorhandenen Scheu und Angst vor Menschen, hofft doch jeder Landwirt und Tierhalter, dass er nicht Opfer dieser künstlichen und offenbar gewollten Naturwandlung wird.
Mich hat es leider im letzten Jahr gleich zwei Mal getroffen.
Wir sind seit Jahrzehnten etablierte Pferde- und Ponyzüchter und leben auf einem sehr ländlich gelegenen Hof. Unsere erfolgreiche Ponyzucht ist von guter Qualität geprägt, in unserer Zucht befinden sich zwei Elitestuten, die amtierende Europasiegerstute, FN-Bundessiegerstute, Bundesreservesiegerin und zwei Verbandsprämienstuten. Wir ziehen alle Jungtiere artgerecht und verantwortungsbewusst auf der Weide auf, weil das für das Lauftier Pferd für die Entwicklung des Bewegungsapparats und der Lungen immens wichtig ist.

13041172_949119638539582_5175289628259997006_oIm Frühsommer 2015 entdeckten wir bei einer der mehrfachen täglichen Kontrolle unserer Wiesen, dass unsere Jungstutenherde hektisch, ja fast schon panisch, hin und her lief.
Bei der umgehenden Kontrolle der Umgebung und der entfernteren Ecken der Weide, stach er uns sofort ins Auge: Ein Wolf innerhalb des Zauns!.
Die Stuten wurden von ihm gejagt und gerieten in Panik, die menschliche Anwesenheit irritierte den Wolf nicht im Mindesten! Auch der Elektrozaun, der höher und mehr abgesichert ist, als jegliche Vorschriften es bestimmen, konnte die blind-panischen Pferde nicht aufhalten und wurde durchbrochen. Die Stutenherde, bestehen aus fünf Jungtieren, ergriff die Flucht und überquerte eine gut befahrene Straße, bevor sie später mitten im Dorf wieder eingefangen werden konnte.
Auch noch über eine Stunde nach dem Beruhigen der Situation und dem Umstellen der Tiere auf eine andere Weide, war die Panik und Angst der Herde deutlich zu erkennen.
Glücklicherweise ist in diesem Fall nichts passiert. Jedoch hätte die Situation mit enormen Schaden enden können.
Wäre es womöglich zu Unfällen mit Personenschaden etc. …….gekommen. Ich will gar nicht drüber nachdenken……

13055406_949118995206313_2691690146106688173_nDas schlimmere Übel geschah dann im Dezember gleichen Jahres.
Am Vortag konnte ich längere Zeit einen Wolf am Zaun der Wiese meiner Zuchtstuten beobachten, die Tiere waren unruhig, aber da der Wolf außerhalb der Umzäunung blieb, dachte ich, das Elend wäre mit diesem Schreck verdaut.
Am nächsten Morgen dann der Schock.

Bei der Kontrolle meiner Stuten bemerkte ich eine allgemeine Trauer und aufgeregte Unruhe in der Herde. Beim genaueren Hinsehen entdeckte ich die erfahrene Leitstute meiner Herde, völlig eingefallen und mit abgesenktem Kopf in der Wiese stehend….. vor ihr lag ihr viel zu früh geborenes Fohlen – tot. Mit scharrenden Hufen und animierenden Bissen in den Leichnam versuchte die fassungslose Stute ihr Fohlen zum Leben zu wecken. Schnell war uns klar, der Wolf musste am frühen Morgen die Herde aufgewühlt und gejagt haben.

Um jegliche andere Ursachen ausschließen und uns den einwandfreien Gesundheitszustand unseres Bestandes bestätigen zu lassen, brachten wir den Abort zur Untersuchung in die Pathologie der Medizinischen Hochschule Hannover.
Es wurde festgestellt, dass unser kompletter Bestand einen einwandfreien Gesundheitszustand aufweist und Stress ganz offensichtlich die Ursache des Verfohlens war.

Züchten bedeutet denken und planen in Generationen. Hinter jeder Bedeckung stehen wir mit Herz und Verstand und bei einem verlorene Fohlen handelt sich nicht nur um einen finanziellen, sondern auch um einen schmerzlichen, fast schon familiären Verlust. Jedes Tier wird bei uns bestens betreut und gepflegt und gehört im weiteren Sinne zur Familie.
So ein Anblick, den ich niemandem wünsche, lässt einem Züchter das Herz bluten und verursacht tiefe Trauer – bei der Mutterstute und auch bei uns Menschen.
Ich stellte am nächsten Tag Fotos der Stute und des toten Fohlens mit einem Bericht über das Geschehene auf meine Facebookseite – leider öffentlich….. also nicht nur für meine Freunde sichtbar.
Schockiert musste ich feststellen, dass zusätzlich zur Trauer um das Fohlen und dem Schock über das Geschehene, mehrere hundert wildfremde Menschen hasserfüllt und teilweise mit unfassbaren Drohungen über mich herfielen, mir Lügen und Betrug unterstellten und behaupteten, meine Pferde seien krank und ungepflegt und darum hätte die erfahrene, langjährige Zuchtstute verfohlt.
Und das alles nur, weil ich die Wahrheit über eine Wolfsattacke geschrieben hatte!!!!“

von H.Sichon

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Katja L.

Hier wird auch wieder schön das Beispiel Portugal angebracht. Die Spezialisierung ist nur dort auf Pferde zu finden, der Grund ist simpel, alles andere an Nahrung wird geschossen gewildert mit Fallen getötet, das den Wölfen gar keine Wahl blieb. Hier haben sie ja genügend Alternativen.