In der Schweiz eskalieren die Konflikte zwischen Schäfern und Wölfen, Herdenschutzhunden und Touristen. Opfer wurde jetzt ein Herdenschutzhund, der erschlagen aufgefunden wurde.
http://mobile2.bernerzeitung.ch/articles/23097591
Deshalb hier einige Zahlen zu unseren Wölfen!
Ein Wolfsrudel hat ein Streifgebiet von ungefähr 200-250 km², das sind Erfahrungswerte aus Polen.
Deutschland hat eine Gesamtgrundfläche von ca. 357.093 km². Rechnet man das durch die durchschnittliche Streifgebietsgröße, dann kommt man auf rund 1780 Wolfsgebiete. Wobei die Streifgebiete durchaus auch größer sein können, in Europa bis zu 350 km². Dann kommt man auf rund 1000 Wolfsgebiete. Nur mal so als Beispiel: Der Nationalpark Bayrischer Wald verfügt über eine Fläche von knapp 25.000 Hektar und ist zusammen mit dem angrenzenden Böhmerwald das größte unzerschnittene Waldgebiet Mitteleuropas. Diese knapp 25.000 Hektar entsprechen also ungefähr der Größe EINES Wolfsstreifgebiets!
Hier nun ein paar wenige, weltweite Beispiele von Ländern, mit deren Gesamtfläche, der durchschnittlichen Einwohnerzahl pro km² (wobei diese Zahl reiner Durchschnitt ist, in den meisten Ländern lebt der Großteil der Bevölkerung in den Städten und somit ist das Land durchschnittlich noch dünner besiedelt) und der aktuell dort gehandhabten Bejagungssituation auf den Wolf.
So…. weiter zum Thema Wolf in Deutschland.
357.093 km², das ist die Fläche von GANZ Deutschland. Man muss aber die komplett ungeeigneten Lebensräume wie u.a. Städte abziehen, München zum Beispiel hat über 310 km², Hamburg 755 km², Frankfurt 248 km², Köln 405 km², oder Berlin kommt fast auf 900 km². Und wir haben enorm viele Städte und größere Ortschaften in Deutschland, die man gar nicht alle zusammenzählen kann. Ich (als Autor) komme aus einer kleineren Stadt, die keine 100.000 Einwohner hat und sogar diese Kleinstadt hat schon eine Fläche von 112 km². Stadtflächen bedeuten Häuser, Gärten und Parks, Menschen, Hunde und Katzen. Also absolut ungeeigneter Lebensraum für Wölfe, weil es dort keine Nahrung für ihn gibt. Unser Land ist regelrecht zersiedelt. Dann müssen Kurparks, Stadtparks, Botanische Gärten, die Naherholungsgebiete rund um die Städte, Orte und Dörfer, die in direkter Ortsrandlage befindlichen Weiden und Wiesen, die zusammengerechneten Flächen von Autobahnen und Straßen, Bahn und Wasser (Flüsse und Seen) abgezogen werden. Alles Flächen, die ungeeignet sind für eine dauerhafte Besiedlung durch Wolfsrudel.
Hier dazu ein Auszug aus der Internetseite http://www.umweltschulen.de/boden/flaechenverbrauch.html
Zitat: „Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über eine Bodenfläche von 357.093 km² (ohne Seegebiete). Davon waren 2005 46.050 km² oder 12,9% Siedlungs- und Verkehrsfläche. Innerhalb der einzelnen Bundesländer gibt es dabei natürlich erhebliche Unterschiede; so ist der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in den Stadtstaaten Berlin (69,6%), Hamburg (59,0%) und Bremen (56,6%) am höchsten und in Mecklenburg-Vorpommern mit 7,3% sehr gering (Statistisches Bundesamt 2006).
Detaillierter ist eine Statistik von 2004 (Quelle: Statistisches Bundesamt 2004 mit Datenbasis Planzahlen 2004; Differenz zu 100% = Rundungsfehler); demnach hat die Bundesrepublik Deutschland:
- Bauflächen: 27.634 km² oder 7,7%
- Flächen für Gemeinbedarf: 1.106 km² oder 0,3%
- Verkehrsfläche (überörtlicher Verkehr und örtliche Hauptverkehrszüge): 7.638 km² oder 2,1%
- Flächen für Ver- und Entsorgung: 605 km² oder 0,2%
- Grünflächen: 7.686 km² oder 2,2%
- Landwirtschaft: 191.119 km² oder 53,5%
- Forstwirtschaft: 105.432 km² oder 29,5%
- Wasserflächen sind 6.749 km² oder 1,9%
- Flächen für Aufschüttungen und Ausgrabungen: 2.199 km² oder 0,6%
- Sonstige Flächen: 6.807 km² oder 1,9% “ Zitat Ende
Nachfolgend ein weiteres Zitat – die reinen Grünflächen, also Wiesen, Weiden, Almen, Deiche etc. betreffend – ein Auszug aus dem BfN Grünlandreport, Stand Juli 2014
Zitat Anfang: Mit einer Gesamtfläche von etwa 5 Millionen Hektar macht Grünland mehr als ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland aus. Zitat Ende
Weiteres Zitat aus einer Seite des Bundesamts für Statistik.
Zitat Anfang: Rund 282 200 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland bewirtschafteten 2013 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche, darunter knapp 11,9 Millionen Hektar Ackerland (71 %) und [mehr als] 4,6 Millionen Hektar Dauergrünland (28 %). Zitat Ende
Es sind keine verlässlichen Zahlen zu finden, wie viel dieses Dauergrünlands als Weide für Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen etc. dauerhaft gezäunt sind. Im Fall einer flächendeckenden Besiedlung mit dem Wolf müssten alle gezäunten Flächen wolfssicher verstärkt werden. Untergrabschutz, mindestens 1,60 hoch oder höher, mindestens 4-5 Litzen oder sogar Knotengitterzaun und unter starkem Strom. Daraus ergibt sich auch die nicht unwichtige Frage, was die Wildtiere dann machen. Durch derartige Sicherheitszäune werden Wechsel unterbrochen, sind Nahrungshauptflächen nicht mehr zu erreichen. Das Wild zieht sich stärker in die ohnehin schon belasteten Wälder zurück und geht dort vermehrt zu Schaden. Auch der Genpool wird kleiner, wenn das Wild nicht mehr freizügig ist und es können im Verlauf der Zeit verstärkt degenerative Krankheiten auftreten.
Wenn man diese Zahlen sieht, muss man feststellen, dass praktisch jeder Quadratmeter in Deutschland in irgendeiner Form belegt, benutzt, in Bearbeitung oder verwaltet ist. Reine Wildnislandschaften gibt es wenige, sie sind nur in den Nationalparks und dort auch häufig nur in den Kerngebieten zu finden.
Deutschland hat 15 Nationalparks. Zitat aus Wikipedia: „Die Fläche der 15 Nationalparks in Deutschland (Stand: Februar 2014) beträgt 1.039.558 Hektar. Ohne die marinen Gebiete von Nord- und Ostsee sind es aber nur 204.424 Hektar, was lediglich 0,57 % der terrestrischen Fläche Deutschlands entspricht. „ Zitat Ende
Zusätzlich hat Deutschland noch 115 Naturparks. Das sind Flächen, die normal land-und forstwirtschaftlich genutzt werden, innerhalb derer es auch Städte oder Dörfer gibt, die aber landschaftliche Besonderheiten aufweisen und deshalb einen geschützten Sonderstatus erhalten haben. Siehe z.B. die Lüneburger Heide mit ihren einzigartigen Sand- und Heideflächen, die schonend durch wandernde Schafherden gepflegt und kurz gehalten werden und einer Vielzahl von seltenen, teils sogar vom Aussterben bedrohten Pflanzen, Insekten und Vögeln eine Heimat bieten.
Zitat aus Wikipedia: „Die Gesamtnaturparkfläche entspricht etwa 25 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Die Parks sind im Verband Deutscher Naturparks zusammengefasst. Naturparks, die in Nachbarländer übergreifen, werden von der Europarc geführt. Der älteste deutsche Naturpark ist der Naturpark Lüneburger Heide, der bereits 1921 als „Naturschutzpark“ gegründet, jedoch erst 2007 auf die heutige mehr als viermal so große Fläche erweitert wurde. Der größte Naturpark in Deutschland ist mit 3940 Quadratkilometern der Naturpark Südschwarzwald und der kleinste der Naturpark Siebengebirge mit einer Fläche von 48 Quadratkilometern.“ Zitat Ende
Die kursierenden Zahlen von geplanten mehr als 4.000 Wölfe in Deutschland müssen unter den vorgenannten Aspekten mehr als kritisch betrachtet werden. Wir haben derzeit solide geschätzt zwischen 400 und 600 Wölfe und es hat schon erheblich Nutztierrisse gegeben, mindestens einen bestätigten Angriff auf einen Hund und verfolgte Reiter. Aus einigen unserer Nachbarländer in Europa wurden in der letzen Zeit Angriffe von Wölfen auf Menschen gemeldet. Diese Vorfälle wurden aber nicht offiziell bestätigt, bzw. es hieß, dass die Angreifer Hybridwölfe waren.
Was soll ein Wolf fressen, wenn in seinem Streifgebiet hunderte von Hektar Maiswüsten und eine monotone Agrarfläche an der anderen liegen? Bei diesen landschaftlichen Gegebenheiten ist auch ohne Anwesenheit des Wolfs kaum Wild vorhanden, also weicht der Wolf aus auf Nutzvieh und Haustiere oder verlagert sein Streifgebiet.
Fazit: Man kann nicht einfach die Grundfläche von Deutschland nehmen und auf Streifgebietsgrößen für Wölfe hochrechnen. Der Wolf braucht eine geeignete Umgebung, er braucht genügend Beute und er darf keinen innerartlichen Druck durch zu hohe Bestände spüren. Denn wenn die Räume für ansteigende Rudelzahlen zu klein werden und gleichzeitig die Nahrungsgrundlagen schwinden, wird das Verhalten des Wolfs sich verändern, die Scheu wird noch weniger, weil immer häufiger Futter nur noch in Menschennähe zu finden sein wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Kosten
Als Beispiel: Im vergangenen Jahr starben in Frankreich 5.848 Tiere durch Wolfsangriffe, so der französische Verband der Schafzüchter FNO. Und er beziffert die Kosten für die Wiederansiedlung des Wolfs in Frankreich – Überwachung, Schutzzäune, Entschädigungen – auf jährlich mindestens zehn Millionen Euro.
Bislang hat der Wolf in Deutschland ebenfalls immense Kosten verursacht. In welcher Höhe, ist absolut im Dunklen, aber es sind etliche Posten besetzt bei Landesregierungen und bei Naturschutzorganisationen, die vom Wolf leben und die bezahlt werden müssen. Wolfsberater, Wolfsmanager, Wolfsbüros, Rissentschädigungen etc. Kürzlich war eine Meldung im Umlauf, dass in Niedersachsen im März der Entschädigungstopf für das gesamte Jahr 2015 bereits leer war. Leider ist keinerlei Zusammenfassung zu finden, weder wie hoch bislang die absoluten Kosten waren, noch wie hoch die jährlichen Kosten sich aktuell beziffern. Unterm Strich wird es so sein, dass für die überwiegende Last der Kosten der Steuerzahler aufkommen muss. Egal ob er den Wolf will oder nicht!
Und dann stellt sich automatisch auch die Frage, ob wir uns den Wolf überhaupt leisten können (und wollen!), wo schon für Kinderförderung, Schulen und Ausbildung, für Instandhaltung von öffentlichen Gebäuden und Straßen die Kassen grundsätzlich leer sind…..
Dazu kommt: Der Wolf ist weltweit eine ABSOLUT ungefährdete Art.
Auszug aus Wikipedia: „Der Wolf ist als Art nicht gefährdet (IUCN least concern). Allerdings galt er seit dem 19. Jahrhundert in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas sowie in Großbritannien als ausgestorben, ebenso in einigen Staaten der USA, teilweise in Mexiko und in Japan, und in den übrigen Regionen als stark dezimiert. Die Bejagung hatte daran nur regionalen und zeitweisen Anteil, es waren die erheblichen Eingriffe in die Struktur der Landschaft und in den Bestand der Beutetiere durch den Menschen, die zur Gefährdung führten.
Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts kamen in Nordamerika größere Bestände nur in Alaska und Kanada und im US-Staat Minnesota vor und einige isolierte Populationen in verschiedenen anderen Regionen der Vereinigten Staaten. Europäische Wolfspopulationen gab es noch in Galizien, Kroatien, der Krain, Serbien, Bosnien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Albanien, in Polen, der Slowakei und Russland. Kleinere Vorkommen fanden sich zudem in den Bergregionen von Italien, Spanien und Portugal sowie Schweden, Norwegen und Finnland. Verbreitet blieb der Wolf in Asien, so in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, in der Mongolei, in China, Indien, Korea, Afghanistan, Irak, Iran, Türkei, Saudi-Arabien, Syrien und Israel. Daten und Zahlen hierzu gelten allerdings als fragmentarisch und unzureichend.
Obwohl Wölfe seit den 1970er Jahren international unter zunehmend hohem Schutz stehen und eine direkte Jagd in den meisten Ländern verboten ist, werden sie weiterhin aktiv verfolgt. In manchen Staaten bestehen nach wie vor offizielle Jagdquoten, ein großes Problem stellen jedoch Wilderei und illegale Abschüsse dar. Institutionen des internationalen und auch regionalen Naturschutz und Maßnahmen des Wildtiermanagements wirken gegen das Bild des „bösen Wolfs“ und bemühen sich um Veränderungen in der gesellschaftlicher Wahrnehmung. Die Erkenntnis, dass der Wolf keine Gefahr für den Menschen darstellt und die Risiken für die Landwirtschaft, insbesondere die Viehhaltung, kalkulierbar sind, sollen dazu führen, dass das Tier als ein willkommener Bestandteil seiner ursprünglichen Habitate gesehen wird. Das Wachsen der Bestände und die Wiederansiedlung von Wölfen in Mitteleuropa am Anfang des 21. Jahrhunderts wird zum Teil auf diese Akzeptanz zurückgeführt.“ Zitat Ende
Und ausgerechnet die Länder in Europa mit der höchsten Besiedlungsdichte mit Menschen pro Quadratkilometer stöhnen am stärksten unter dem Druck der Berner Konvention von 1979, die einen reduzierenden Eingriff in die Population des Wolfs, der in Anhang II erfasst ist (streng geschützte Tierarten) unmöglich macht.
Vielleicht haben die anderen Länder nicht nur wegen der viel dünneren Besiedlung kaum Probleme mit dem Wolf, sondern es liegt tatsächlich an der Bejagung? Die scheu macht und den Wolf von den Menschen fern hält? Es sind alles Länder, wo der Wolf nie ausgerottet war und auch nie ausgerottet sein wird, anders als in Deutschland. Diese Länder haben nicht verlernt, mit dem Wolf zu leben und mit dem Wolf leben heißt eben auch, dem Wolf seine Grenzen klar und deutlich zeigen.
Der baltische Weg
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion Wild und Hund, Ausgabe 2/2015
http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf#Verbreitung_und_Lebensraum
http://www.umweltschulen.de/boden/flaechenverbrauch.html
https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/presse/2014/PK_Gruenlandpapier_30.06.2014_final_layout_barrierefrei.pdf
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaftFischerei/FeldfruechteGruenland/AktuellFeldfruechte1.html
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/LandForstwirtschaftFischerei/FeldfruechteGruenland/AktuellFeldfruechte1.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalparks_in_Deutschland
https://www.bfn.de/0302_berner.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/woelfe-siedeln-sich-wieder-in-frankreich-an-a-917736.html
http://www.focus.de/panorama/welt/250-freilebende-woelfe-frankreich-gibt-woelfe-zum-abschuss-frei_aid_804576.html?fbc=fb-shares%3FSThisFB
http://sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=6147594
http://www.wildundhund.de/home/8852-wolf-verfolgt-hundefuehrerin
http://www.marsicalive.it/?p=86319#ixzz3SxgBBMyA
http://www.dici.fr/actu/2015/06/06/alpes-de-haute-provence-une-meute-de-9-loups-attaque-une-ferme-pres-de-seyne-les-alpes-604105
http://www.laprovence.com/actu/faits-divers-en-direct/3438240/un-adolescent-attaque-par-des-loups.html