oder wie ich meine Glaubwürdigkeit verspielte:
Ranga Yogeshwar, luxemburgischer Wissenschaftsjournalist, Physiker und Moderator.
Bislang eine Bank in Sachen: wie mache ich wissenschaftliche Inhalte Laien gut verständlich. Das gehört nun der Vergangenheit an. Aber der Mann muss ja auch leben.
Wieso?
Der Physiker Yogeshwar hat sich an das Thema JAGD gewagt. Nicht an Wildbiologie, nicht an naturwissenschaftliche Hintergründe, nein an den Gesamtkomplex.
Wer seine Ratgeber, seine Textschreiber, seine „Macher“ waren ist leicht zu erkennen! Offenbar haben beim Haussender der rot-grünen NRW-Regierung die jagdkritischen Verantwortlichen wieder einmal die Feder geführt. Anders lassen sich falsche Darstellungen oder unvollständige Informationen nicht erklären.
Ein Schnelldurchlauf:
Es geht los mit der Jagd auf Krähen. Den Grund, warum Krähen so aufwendig bejagt werden, unterschlägt man. Man lobt deren unbestreitbare Intelligenz, vermittelt so den Eindruck, dass die Rabenvögel rein aus Lust am Abballern erlegt werden. Dass ein Vogelkundler behauptet, er würde den schlechten Ruf der Rabenvögel für unbegründet halten, ist eine Meinung, mehr nicht. Ein schlechter Ruf hat, genau wie ein Gerücht, meistens einen wahren Kern. Deshalb bejagen Jäger also Elstern, Krähen, Eichelhäher…. und Dohlen? Eine gezielte Fehlinformation. Entweder in völliger Unkenntnis oder Ignorierung der Tatsache, dass Dohlen nicht dem Jagdrecht unterliegen, somit nicht zu den jagdbaren Tieren gehören und bundesweit nicht erlegt werden dürfen, sogar geschützt sind.
Weiß das ein unbedarfter Fernsehzuschauer? Nein. Aber jetzt ist er der Meinung, dass Jäger Dohlen schießen…..
Apropos Jagdrecht. Der Moderator leitet über zu den Tieren, die gejagt werden. Auf einem Display sind Arten aufgelistet, die dem Jagdrecht unterliegen, an oberster Stelle das Wisent. „Haben Sie schon mal ein Wisent in freier Natur gesehen? Aber, wenn Sie ihn sehen, man darf drauf schießen.“ So der Kommentar.
Nein Hr. Yogeshwar, das ist falsch!
JEDES Tier aus diesem Katalog der jagdbaren Arten hat seine eigenen Jagd- und Schonzeiten, das Wisent hat keine und ist ganzjährig geschont. Anscheinend soll vermittelt werden, dass auf alle dort aufgeführten Tiere gejagt werden darf. Unabsichtlicher Fauxpas oder absichtliche Desinformation der Zuschauer?
Die dann folgenden Katzen sind so unvermeidlich wie der tägliche Sonnenaufgang. Leider bleibt der Moderator die Erklärung schuldig, was nun in Feld und Wald passiert, wenn keine wildernden unkastrierten Katzen mehr erlegt werden. Auf Kosten unserer Singvögel, dem Niederwild, geschützten Kleinsäugern. Dass die Jäger, denen die Hege und der Schutz des Wilds am Herzen liegt, knurren, ist doch wohl klar, oder? Auch dass das Thema innerhalb der Jägerschaft kontrovers diskutiert wird, wird verschwiegen.
Die Vorstellung der sympathischen Jungjägerin ist nett, sie wirkte etwas hilflos, bekommt aber zwei kernige Helfer zur Seite gestellt, die das gute Bild abrunden. Es fallen ehrliche Sätze, so auch, dass längst nicht bei jedem Ansitz etwas gesehen oder geschossen wird, dass die meisten Jäger Angst davor haben, nicht sauber zu treffen und dass eben auch viele deshalb regelmäßig auf dem Schießstand üben gehen.
Zum Abschluss heißt es, dass die Jungjägerin sich ausgebeten hatte, eventuelle ungünstige Situationen wie z.B. einen Fehlschuss oder ein leidendes Tier nicht zu veröffentlichen, sie sei gewarnt worden beim Umgang mit den Medien. Wie sagt Herr Yogeshwar? “ Die Branche ist nervös, die Nerven liegen blank.“
Herr Yogeshwar, warum ist das so? Sind daran nicht die Medien selber schuld? Sind ihre Ausführungen ehrlich? Wie oft wurden Aussagen so zusammengeschnitten, dass eine völlig andere Interpretation möglich wurde? Jäger sehen sich zu Recht vor, wenn sie mit Journalisten und Filmemachern konfrontiert werden, denn oft ist das Ergebnis ein anderes als es sein sollte und vorher besprochen war!
Dazu passt, dass hier ein vermeintlicher Konflikt zwischen Forst und Jägern, respektive „Trophäenzüchtern“ kreiert wird, der in der Praxis keinen Bestand hat.
Cut, dann werden die Nazis ausgepackt, das Jagdgesetz, das angeblich 1934 unter Göring entstanden ist. Auch da kann man nur sagen: Schlampig recherchiert, liebe Redaktion. Hier hätten Sie es genau gefunden: https://fuerjagd.de/2014/08/25/eine-kurze-geschichte-der-jagd/
Zitat daraus: „Seit der Reichsgründung im Jahre 1871 entstanden erste gesetzliche Bestimmungen zur Jagd, z.B. über Wilderei oder den Widerstand gegen Forst- und Jagdbeamte.
Das erste BGB ab 1900 enthielt bereits Regelungen zum Wildschadensersatz. Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts waren die Jagdgesetze reine jagdpolizeiliche Gesetze. Wirtschaftliche oder ethische Gesichtspunkte wurden nicht berücksichtigt.
Grundsätze von Wildhege sowie Tier- und Naturschutz fanden sich erstmals im Sächsischen Jagdgesetz von 1924 und wurden im Preußischen Jagdgesetz vom 18.1.1934 verankert. Das Reichsjagdgesetz hat diese verschiedenen Rechtsregeln in einer Ordnung zusammengefasst, wurde am 3.7.1934 verabschiedet und trat, für das ganze Reich gültig, am 1.4.1935 in Kraft.“
Herr Göring hat damals nur eine Präambel zu der bereits fertig in der Schublade liegenden Gesetzessammlung geschrieben und damit das Ding verabschiedet. Geschaffen wurde es schon lange vorher.
Nett auch der Hinweis darauf, dass radikale Jagdgegner Hochsitze absägen…. Bedauerlicherweise fehlt dabei die klare Aussage, dass dies eine Sachbeschädigung ist und somit eine Straftat. Kein Dummejungenstreich oder eine lustige Aktion. Da sollte dann auch klare Kante gezeigt werden!
Dann eine Sternstunde im wahrsten Sinne. Horst Sterns Bemerkungen über das Rotwild. Im Grunde hatte Horst Stern damals ja schon recht, zuviel Wild schadet dem Wald und die Abschüsse waren und sind zu niedrig. Aber es wurde nicht mal die Ursache angesprochen, WARUM der Steppenbewohner Rotwild, sich in den engen Wald zurückgezogen hat. Die egoistische Freizeitgesellschaft und die massiv zunehmende Landwirtschaft haben die Tiere doch erst in den falschen Lebensraum gedrängt. Sie haben Hunger, was also fressen, wenn nur Knospen und Rinde zur Verfügung stehen? Das Rotwild deshalb zu verteufeln, ist zu einfach und zu kurz gedacht. Allerdings sind Sterns damalige Gedanken nach wie vor aktuell!
Der Jäger steht nur derzeit vor dem Dilemma zwischen Abschuss erhöhen resp. Wald zu schützen und dafür dann von Jagdgegnern und Tierschützern als Mörder und Schießer bezichtigt zu werden. Daraus einen Trophäenkult abzuleiten ist gelinde gesagt Dummschwätzerei.
Und noch eine kurze Bemerkung zum Rotwild von mir. Die Fütterung des Rotwilds „wie Haustiere“ erfolgt nur zu Notzeiten. Warum??? Eben damit das Rotwild, was normalerweise zu dieser Jahreszeit in tiefere Lagen abwandern würde um dort Futter zu suchen, nicht den Wald, in dem es sich leider vor Freizeitaktivisten verstecken muss, noch mehr schädigt. Der Jäger hilft mit diesen Fütterungen dem Förster und dem Forst und muss sich deshalb böse Kritik anhören.
Und überhaupt: Kein Jäger kann einfach hingehen und mehr Rotwild erlegen. Er muss sich akribisch an die von den Behörden vorgegebenen Abschusspläne halten. Tut er das nicht, drohen Geldstrafen und der Verlust des Reviers oder eine Zwangsbejagung!
Jetzt wird Herrn Fichtelmeier das Wort erteilt. Aber auch er hat das Rad nicht neu erfunden. Natürlich braucht es immer Vertrauen – von beiden Seiten – in der Hundeausbildung. Auch die Methoden haben sich geändert. Aber man verzeihe mir bitte diese Formulierung: Oft sind Jagdhunde „harte Hunde“, die ihr Leben riskieren würden, nur um Jagen zu können. Ihnen muss zu ihrer Sicherheit sehr deutlich klar gemacht werden, was geht und was nicht geht. Das Zauberwort ist liebevolle Konsequenz. Und zur Erziehung gehört auch, dass – wie Ranga Yogeshwar so mitleidvoll sagte – der „arme Hund“ sich Schüsse anhören muss.
Bei der Jagd wird nun mal geschossen und dem Hund muss die Verknüpfung gezeigt werden, dass auf den Knall die Beute folgt. Ein nicht schussfester Jagdhund ist schlicht nicht brauchbar, wie die gesetzliche Formulierung es bezeichnet.
Womit wir bei der vorübergehend flugunfähig gemachten Ente wären. Sehr durchtrieben zeigt der Film nur, wie die Ente mit dem Papierröllchen ins Wasser gelassen wird. Es wird aber nicht gezeigt, dass sich das Papier wie Klopapier auflöst und die Ente nach einiger Zeit wieder flugfähig wird. Sie wird in der Regel dem Hund überlegen davonschwimmen. Der Apport einer toten Ente hat NICHTS mit der Ausbildung an der flugunfähigen Ente zu tun.
Auch Ihre Anmerkung, dass diese Praxis grausam ist, sollten Sie noch mal bedenken. Ist es nicht weit grausamer, wenn ein mangelhaft ausgebildeter Hund eine angeschossene Ente NICHT findet und diese dann nach Tagen elend im Schilf zugrunde geht? Dazu darf sich jeder seinen Teil denken. Sie auch, Herr Yogeshwar!
Die Überleitung zum Thema, warum überhaupt gejagt wird, ist auch deftig danebengegangen. Sie sagen, es geht eher selten um Fleischbeschaffung, dennoch genieße der eine oder andere Wildfleisch. Das hört sich so an, als wäre ein Rehbraten so selten wie eine Perle in einer Auster. Wie kommt es dann, dass in Deutschland im Jagdjahr 2012/2013 sage und schreiben 28.000 TONNEN Wildfleisch von Wildschwein, Hirsch und Reh aus heimischen Revieren verzehrt wurden? Und dazu noch 400.000 Wildenten, 150.000 Fasane, mehr als 300.000 Hasen und 250.000 Wildkaninchen?? (Quelle: http://www.agrarheute.com/wildfleisch-konsum) Weitere Infos: http://www.laves.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=20104&article_id=73576&_psmand=23
Die Deutschen lieben Wildfleisch, der pro-Kopf-Verbrauch steigt stetig an. Die Verbraucher wissen naturbelassenes, bestes Fleisch einfach immer mehr zu schätzen! Offenbar weiß das ihr Redakteur aber nicht….
Der Rest der Sendung ist ganz ok, um es mal locker auszudrücken. Die Fakten zum Schwarzwild sind nicht zu beanstanden, die provokante Fragestellung, ob man noch Jäger braucht, wo doch jetzt Wolf und Luchs wieder da sind, ist doch nur rein populistischer Natur und die hätten Sie sich auch verkneifen können, denn die nachfolgenden Minuten erklären schön deutlich, dass der Jäger eben nie überflüssig werden wird.
Der Wald braucht engagierte Jäger? Nicht nur der Wald, Herr Yogeshwar, sondern ganz Deutschland braucht engagierte Jäger. Denn gejagt wird nicht nur im Wald, sondern auch in Wiese und Feld. Und dort halten sich weder Wolf noch Luchs auf. Aber wir wollen nicht kleinlich sein. Mit dieser Schluss-Aussage können wir durchaus leben. Nur der letzte Satz, den hätten Sie sich wirklich schenken können.
„Liebe Jäger, der Wolf ist tabu, und das ist gut so“
Wissen Sie denn nicht, dass der Wolf nicht bejagt werden darf?
Wir Jäger wissen das….. auch wenn uns bestimmte Gruppierungen und Glaubensvereinigungen ständig das Gegenteil unterstellen, aber nie beweisen können.