Ein satirischer Artikel
Ein Besuch auf der Homepage der Tierrechtsorganisation PETA ist nichts für schwache Nerven. So viele geschundene Kreaturen erträgt kaum ein Mensch mit Herz, schon gar kein Tierfreund. Damit man aber nicht gleich angewidert wegklickt, gibt es auch viel nackte Haut, ein bisschen Busen und einige wohlgeformte Hinterteile. Das es sich hierbei vornehmlich um Frauen handelt, ist eigentlich ein Grund zum feministischen Anstoß, aber es ist ja schließlich für den guten Zweck.
Wenn es um das Recht von Tieren geht, sind sämtliche anderen Bedenken schnell vergessen. Die kann man sich dann für den unwahrscheinlichen Fall aufsparen, dass es nichts Anderes zu meckern gibt.
Das Tierversuche für die Kosmetik nicht mehr zeitgemäß sind, leuchtet auch ein. Ebenso sollten Wildtiere nicht zur Belustigung Kunststückchen aufführen müssen, weder im deutschen Zirkus, noch als Touristenattraktion im Ausland. Und auch Pelztierfarmen sind keineswegs ein schöner Anblick. Wenn ein Lebewesen so leidet berührt das, es ist kaum zu ertragen.
Verständlich also, dass Marie, die in einer x-beliebigen Großstadt mit Tränen in den Augen zusieht, wie einem chinesischen Angorakaninchen das Fell bei lebendigem Leibe über die Ohren gezogen wird, gerne ein bisschen von ihrem großzügigen Gehalt abgibt um diesem Gräuel ein Ende zu machen.
Das gezielte Auslösen von Gefühlen funktioniert gut.
Also kaufe auch ich keine Produkte die Palmöl enthalten, weil das in der Konsequenz den Regenwald und die Orang-Utans gefährdet. Und obwohl auch ich im Rahmen der von PETA verpönten Grundlagenforschung die Entwicklung des Nervensystems an Zebrafischen und Mäusen erforscht habe, vermeide ich Kosmetika, die auch nur in die Nähe eines Kaninchenauges oder Beagleohrs gekommen sein könnten. Ich bin gegen Kunststoffpartikel in Kaugummis und Peelings, weil schon jetzt sechzigmal mehr Plastik im Meer schwimmt als Plankton (3). Ich sage es deutlich: es ist absolut nichts Falsches darauf zu achten, Tieren unnötiges Leid zu ersparen und die Umwelt zu schützen, ich rufe sogar nachdrücklich dazu auf.
Wenn man aber die Homepage ausführlicher studiert und in Foren stöbert, stößt etwas auf; es grenzt schon eher an Propaganda als an Populismus, wie PETA sich für das Recht von Tieren einsetzt. Sonja Zietlow und Dustin Hoffmann bezeichnen die Organisation sogar als „intolerante Fanatiker“ und „Faschisten“(4). Sie stehen mit dieser Meinung allerdings ziemlich allein unter ihren prominenten Kollegen. Einer ähnlich zahlreiche Anhängerschaft in der Welt der Prominenz erfreut sich vermutlich sonst nur Scientology.
Die Liste an Unterstützern ist nämlich lang, drei Millionen sind es (2). Und die wittern hinter den immer wieder auftauchenden Anschuldigungen – mal sind es gefälschte Videoaufnahmen(11), dann irrsinnige Behauptungen, wie dass Milch kindlichen Autismus (9,10) verursache oder schließlich die Masseneuthanasie von Haustieren in der USA – einen Angriff der Fleischlobby oder des Establishments (2). Dabei gehört die Organisation mit gut 35 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr (1) längst selbst zu diesem Establishment. Einem Establishment, das nackte Superstars mit Welpen paart, um hinterher grauenerregende Bildern von verstümmelten Tieren zu zeigen. Das zieht bei den leicht manipulierbaren Tierliebhabern und lockert das Portemonnaie. Ein Ablassbrief ist für 60 $ im Jahr zu haben.
PETA entwirft sogar Flyer, in denen Kinder dazu aufgefordert werden Hunde und Katzen vor ihren Vätern in Sicherheit zu bringen, falls es sich bei diesen um Angler handeln sollte. Ein Mensch, der Spaß beim Töten von Fischen empfindet, mache laut PETA auch vor Haustieren keinen Halt (2). Bei über einer Millionen Angelscheininhabern in Deutschland eigentlich verwunderlich, dass ihr geheimer Durst nach Haustiermord bisher von den Massenmedien völlig unentdeckt geblieben ist.
Und so ruft PETA pädagogisch ausgetüftelt dazu auf, dass Kinder ihre angelnden Väter als Mörder beschimpfen mögen. Auch wenn ein Vater, der mit seinen Kindern angeln geht, ein weitaus natürliches Weltbild vermittelt als derjenige, der nur lustlos ein paar Fischstäbchen in die Pfanne wirft, wenn er seinen Vaterpflichten im vierzehntägigen Rhythmus nachkommt.
Zeigt es doch, dass für unsere Nahrung ein gewisser Aufwand betrieben werden muss, der über den schlurfenden Gang zum nächsten Supermarkt hinausgeht. Am Beispiel des Anglers ist es zunächst einmal das Angeln selbst, dann folgt das Schlachten, Ausnehmen und schließlich die Zubereitung. Erst dann ist es dem Menschen vergönnt, sich an den gedeckten Tisch zu setzten. Ein Fisch windet sich, wenn er am Haken hängt, denn er ist ein Lebewesen, soweit stimme ich PETA zu. Und er muss erst sterben, damit wir ihn essen können. Er legt sich nicht freiwillig und fertig paniert in einen buntbedruckten Karton. Es ist gut, wenn man das weiß und daran denkt, während man ihn isst.
Denn nichts ist mehr treibende Kraft hinter den von PETA und anderen Tierschutzorganisationen angeprangertem Leid von Nutz-, Haus- und Wildtieren als unsere menschliche Maßlosigkeit.
Alles muss jeder Zeit und möglichst billig zur Verfügung stehen. Milch, der Liter unter einem Euro, damit wir nach ein paar Tagen die Hälfte sauer in den Ausguss gießen, Schweinefleisch, gehackt, im Kilo im Angebot für weniger als zwei Euro, damit wir unseren angefressenen Speck hinterher zu Ärzten tragen, die uns von unseren Wohlstandsgebrechen heilen sollen, und Kleidung, die von Menschen genäht wird, die unsere Luxusentscheidung sich fleischlos oder vegan zu ernähren nicht kennen, weil ihnen diese Wahl gar nicht bleibt.
Da liegt es nahe den relativ kleinen Kreis der Menschen in einem generellen Rundumschlag gleich mit zu bedenken, nämlich diejenigen, welche in der Jagd, dem Angeln und dem Imkern jenen Zustand wiederherstellen, der Jahrtausende lang das Überleben unsere Art gesichert hat. Und es ist nicht die Rede vom maßlosen Abschuss bis zur Ausrottung und auch nicht von industrieller Überfischung, sondern von wohlgeregelten Zuständen, in denen nur das entnommen wird, was zu entbehren ist. Ein Art minimalinvasiver Landwirtschaft, statt Konsum anonymisierter Massenprodukte auf deren Verpackung ein Piktogramm Hinweise auf die ursprüngliche Tierart geben muss, weil sie sonst nicht mehr zu erkennen ist.
Wenn man sich die zigste Nacht um die Ohren geschlagen hat, und immer noch keine Sau vor sich hatte, kann von Überfluss nicht die Rede sein.
Zugegeben, die Wenigsten von uns müssen ihre Familien von der Jagd ernähren, aber dennoch, die Jäger(innen), die Angler(innen) und die Imker(innen) setzen, zumindest hierzulande, freiwillig einen hohen, persönlichen Aufwand vor den Genuss von Fleisch, Fisch und Honig, den kaum ein anderer Konsument tierischer Lebensmittel auf sich nimmt. Letzterer möchte im Normalfall nicht einmal mit der Tatsache belästigt werden, dass vor der Currywurst auf dem Teller Geburt, Leben, Sterben und der Zusatz einer Menge an fragwürdigen, chemischen Verbindungen steht.
Auch wenn wir es also nicht mehr zum Überleben nötig haben, die Evolution hat jede Maßnahme die der Arterhaltung und Gesundheit des Individuums zu Gute kommt mit einem Glücksgefühl belohnt, nehme man nur einmal Schlafen, Sex, Essen und eben auch das Beute machen.
Dies ist laut PETA aber ethisch nicht vertretbar (2).
Was aber ethisch vertretbar ist, ist das Einschläfern tausender Haustiere, für die einfach keine weitere Verwendung besteht und für deren Unterbringung PETA auch nicht gewillt ist aufzukommen (2). Ja genau, es ist die Rede von der weltweit größten Tierrechtsorganisation, die das Töten für einen Zweck, nämlich den Nahrungserwerb, für unethisch hält. Man könnte glauben, PETA sei hier Opfer der eigenen Propaganda geworden und eine passende Erklärung wurde schnell gefunden. Es gäbe in den USA einfach zu viele Hunde und Katzen und somit keinen anderen Ausweg.
Manchmal kann es so einfach sein.
Ebenfalls ethisch vertretbar ist die vegetarische oder sogar vegane Ernährung von Hunden und Katzen. Und das, obwohl ansonsten so ziemlich alle Formen der nicht artgerechten Tierhaltung laut PETA inakzeptabel sind, weil sie einer Ausbeutung, Qual oder menschlichen Bedürfnisbefriedigung gleich kommen; in vielen Fällen nicht mal ungerechtfertigt. Eine niedlich lispelnde Tierfreundin, die ihren Hund wie ein Baby wiegt, räumt sogar in einem hübsch gemachten Videoclip ein, dass eine vegane Ernährung zwar nicht natürlich sei, stellt aber auch gleich die Gegenfrage: was ist schon NATÜRLICH? Wie so viele Dinge offenbar Auslegungssache.
Für PETA gilt es, einer selbst durchgeführten Studie nach zu urteilen, sogar als glaubhaft, dass sich eine vegane Ernährung positiv auf die Gesundheit von Hunden auswirkt. Praktischerweise wurde vergessen eine fleischhaltig ernährte Kontrollgruppe mit einzubeziehen. Schade.
Naja, Regeln müssen nicht für alle gelten.
Ethisch außerdem vertretbar ist es, den Jagdausübungsberechtigten hinzuzuziehen, obwohl er auf Grund seines notorischen Hanges zur Tierquälerei eigentlich nur einen Wimpernschlag vom Serienkiller entfernt ist (Jeffery Dahmer und Ted Bundy seien hier erwähnt), wenn es um die Rettung von Kitzen vor dem Mähtod geht (2). Klingt das für Sie nicht, als versuche man hier den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben?
Ganz offensichtlich sind dieser Organisation alle Mittel recht. Schizophren mag mancher jetzt denken. Sicher wird es Betroffenen mit diesem Krankheitsbild aber nicht gerecht, sie mit PETA zu vergleichen, denn PETA hat nicht viel übrig für Menschen; sie sind ein Krebsgeschwür (2).
Aber Schizophrenie ist ein Geisteszustand, der viele Gesichter hat, das Bekannteste ist die krankhafte Fehlbeurteilung der Wirklichkeit. Der von Wahnvorstellungen Verfolgte hält hartnäckig an der subjektiven Gewissheit fest, dass er der Einzige ist, der die Realität erkennt und wendet sich schnell von allen, die versuchen an seinen gesunden Menschenverstand zu appellieren, ab. Er erfindet immer neue Erklärungen für offenkundige Widersprüchlichkeiten und weigert sich seine wahnhafte Überzeugung tatsächlich zu überprüfen oder zu korrigieren (5).
Es ist alles eine Frage des Glaubens, und der versetzt bekanntlich Berge, manchmal ändert er auch seine Meinung. Eigentlich ist der Mensch nämlich gar nicht so ein bösartiges Geschwulst, zumindest nicht, wenn er sich bekehren lässt und sich dann schön vegan nach den PETA Richtlinien ernährt. Dann hätte unsere jetzt schon überfüllte Erde angeblich auch Platz für 12 Milliarden Menschen (2).
Dafür müsste man nur ein paar weitere Landstriche der Urbanisierung und dem Ackerbau opfern. Laut dem United States Department of Agriculture (6) werden zwar heutzutage 35% des Getreides an Nutztiere verfüttert, ein weiterer, großer Teil wird aber zur Energiegewinnung und als Schmiermittel verwendet, deren Bedarf mit wachsenden Bevölkerungszahlen eher steigen und nicht sinken wird. Leider bleibt dann noch weniger Platz für die Artenvielfalt. Die überschüssigen Tiere müsste man wohl einschläfern.
Aber Veganer benötigen wenigstens neunzig Prozent weniger Wasser. Das Übrige könnte man dann gut zur Bewässerung der Felder verwenden (7), die ausreichend Getreide produzieren würden, um all die hungrigen Menschen-, Hunde- und Katzenmäuler zu stopfen. Ohne die Imkerei müssten diese dann allerdings von Hand bestäubt werden, weil es nicht genügend Bienen gäbe, um dies zu übernehmen.
Vielleicht liegen auch all die wissenschaftlich fundierten Unkenrufe falsch, die behaupten eine getreidebasierte Ernährung wäre der Ursprung vieler Zivilisationskrankheiten (8), einschließlich Übergewicht, Herzinfarkt und Depressionen und eine solche neue Weltordnung könnte tatsächlich funktionieren. Zwar ein wenig totalitär und nicht sehr abwechslungsreich, aber was soll’s, eine Chemotherapie ist schließlich auch kein Spaziergang.
Ich stehe nur vor ein Problem, meine Katze ist allergisch gegen Weizen und Soja. Das ist kein Witz, sie bekommt Ausschlag davon. Ich muss sie wohl für den guten Zweck opfern.
Quellen:
(1) http://features.peta.org/annual-review-2013/year.aspx
(2) www.PETA.de
(3) Hamburger Abendblatt 25.02.2013
(4) Die Welt 08.02.2013
(5) www.psychosoziale-gesundheit.net
(6) 2007 Data USDA, United States Department of Agriculture)
(7) http://www.worldwatch.org/system/files/EP174A.pdf
(8) Nutr Clin Pract. 2011 Jun;26(3):300-8. doi: 10.1177/0884533611405791. Low-carbohydrate diet review: shifting the paradigm. Hite AH, Berkowitz VG, Berkowitz K.
(9) http://www.taz.de/!66070/
(10) http://kasselfood.com/2014/06/24/peta-findet-heraus-dass-milch-autismus-ausloest-oder-auch-nicht/
(11) http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.attacken-gegen-circus-kaiser-sabotage-bison-auf-der-landesstrasse.2df60cd9-d21e-4a75-85e3-531c944c50ca.html
Von Dr. Nina Krüger, Autorin bei FJD